Die Europäische Zentralbank spült ihre Märkte mit Milliarden durch Anleihekäufe. Der gewünschte Effekt einer höheren Inflation bleibt jedoch aus. Die Negativzinsen sollen zu mehr Kreditvergaben führen, doch auch das passiert nicht. Deshalb wird es wohl noch mehr Lockerungen bei der Geldpolitik geben. Dieser Ansicht ist auch Achim Wambach, der sein Amt am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bald antreten wird.
„Die Geldpolitik wird in diese Richtung weitergehen“
Wambach spricht von klaren Risiken die langanhaltend negative Zinsen mit sich bringen. „Ich gehe davon aus, dass der EZB-Rat die Risiken und Kosten gegen die Vorteile abwägt“, so der Ökonom aus Köln. Er wird ab dem 1. April die Leitung vom ZEW übernehmen.
Den Leitzins dürfen wir Europäer nun seit einigen Wochen mit null Prozent begrüßen. Klassische Sparanlagen sind damit vollkommen wertlos geworden. Die EZB wünscht sich, dass Banken und Anleger ihr Geld mit vollen Händen ausgeben und somit die europäische Wirtschaft ankurbeln. Doch das geben der Arbeitsmarkt und andere Daten nicht unbedingt her.
„Entscheidend wird dann sein, ob man den Ausstieg (‚Phase out‘) aus der Politik des billiges Geldes schafft und die Wende“, so Wambach. Die USA und ihre Notendbank Fed machen es vor. Dort hat es nun nach acht Jahren eine erste Anhebung vom Leitzins gegeben. Ein kleiner Schritt dem viele folgen sollen. Doch so einfach ist das alles nicht.
Über die Entscheidungen der Fed denkt Wambach so: „Sie muss die Balance halten zwischen Zinserhöhungen und negativen Folgen für die Wirtschaft. Es wird der Fed schwerfallen, weitere Zinserhöhungen zu machen, solange die Geldpolitik im Euroraum noch sehr locker ist.“ In der Tat hat die US-Notenbank immer wieder betont, dass auch die Umstände außerhalb des Landes Einfluss nehmen würden.
Externe Sorgen gibt es immer
Doch wo zieht man die Grenze, denn Bedenken und Probleme kann man bei Bedarf immer finden? Sei es der mögliche Ausstieg der Briten aus dem Euro (Brexit) oder die Flüchtlingskrise. „Die Unsicherheit ist da, das wird sich auch in der Konjunktur widerspiegeln“, meint Wambach weiter.
Ein großer Faktor für geldpolitische Veränderungen sei auch China. Die große Wirtschaftsnation im Fernen Osten schwächelt derzeit sehr stark. Wenn die EZB den Leitzins anheben würde, dann würden die deutschen Handelsbeziehungen mit China womöglich darunter leiden.
Auch das Sorgenkind Griechenland bleibt ein Thema, denn hier braucht es nun praktische Reformen. „Die Geldpolitik gibt Luft zum Atmen, kann aber nicht die strukturellen Probleme lösen. Die Griechen müssen reale Lohnsenkungen durchführen – das ist sehr schwierig“, so die Ansicht vom Ökonomen Wambach.
Er selbst wird nun als Nachfolger von Clemens Fuest beim ZEW antreten. Als Chef der Monopolkommission ergreift er sogleich weitere neue Aufgaben.