Das Zinsniveau gen null bleibt der EU wohl noch lange erhalten. Bundesbankpräsident Jens Weidmann fordert ein Ende des billionenschweren Anleihekaufprogramms noch in diesem Jahr. Wird die Europäische Zentralbank (EZB) diesem Druck nachgeben?
„Aus heutiger Sicht unangemessen“
Schon lange wird die Entwicklung der europäischen Inflation beobachtet und wie sich das Anleihekaufprogramm der EZB auswirkt. Konjunkturbedingt können die wenigsten Mitgliedsstaaten klagen. Auch die Teuerungsrate hat kräftig angezogen. Weshalb sich die Währungshüter zur Drosselung der Anleihekäufe entschieden. Jedoch stellt sie noch kein Ende in Sicht und spricht notfalls sogar von einer weiteren Verlängerung.
Bundesbankpräsident Jens Weidmann wird es nun zu viel. Weshalb er den Druck auf Mario Draghi verstärkt. Noch in diesem Jahr soll der Geldhahn zugedreht werden: „“Das hielte ich aus heutiger Sicht für angemessen“, so Weidmann. „Die Käufe haben nicht vernachlässigbare negative Nebenwirkungen. So sind die Zentralbanken dadurch inzwischen zu den größten Gläubigern der Staaten geworden.“
Stolze 2,3 Billionen Euro hat die EZB schon für die Papiere ausgegeben. Schon im Herbst verlangte Weidmann ein Ende der Käufe, als man sich mit dem EZB-Rat traf. Leider überstimmten in die Ratsmitglieder mehrheitlich und blieb somit der Geldpolitik von Mario Draghi treu.
Vor Kurzem spekulierten die Medien kräftig über ein vorzeitiges Ende der Anleihekäufe. Der Euro stärkte sich schlagartig gegenüber dem Dollar. Doch nun ist die Luft wieder fast raus.
Für Weidmann fährt die EZB eine viel zu lockere Geldpolitik. Der wirtschaftliche Aufschwung sei klar zu erkennen. Vermutlich ziehen auch die Löhne der Angestellten an. In 2019 soll es zu einem Lohnanstieg von über 3 Prozent kommen, so die Prognose der Bundesbank. Womit sich auch die Inflationsrate steigern dürfte.
Im Herbst 2019 wird die Amtszeit von Draghi beendet sein. Weidmann gilt als guter Kandidat für dessen Nachfolge.
Was plant die EZB für 2018?
Doch zunächst geht es darum, ob sich in diesem Jahr etwas an der Geldpolitik verändern wird. Weiterhin Vollgas geben oder doch kürzer treten? Aktuell gibt es keine Anzeichen für eine Verlangsamung. Das monatliche Volumen bleibt bei 30 Milliarden Euro, also der Hälfte vom bisherigen Stand. Mindestens neun Monate will die EZB diesen Kurs beibehalten und somit insgesamt 2,55 Billionen Euro investiert haben. Solange soll auch der Leitzins auf seinem Rekordtief von null Prozent verweilen.
Doch der Unmut unter den Analysten steigt. Auch weil mit massiven Nebenwirkungen zu rechnen ist, falls sie nicht schon jetzt vorhanden sind. Das billige Geld verleitet zu immensen Aktien- und Immobilienkäufen. Hier könnten finanzielle Blasen entstehen. Schon jetzt sieht man, dass die Kosten für Wohnraum stark gestiegen sind. 15 bis 30 Prozent liegen sie stellenweise über dem errechneten Niveau, klagt die Bundesbank.
Wer in diesen Tagen mit Forex handelt, sollte ganz genau die Nachrichten im Auge behalten. Vor allem wenn es wieder zu Notenbankentreffen der EZB und der Fed kommt.