Mehr als eine Billion Euro wird die Europäische Zentralbank (EZB) in die Märkte spülen, um damit Anleihen und andere Geldanlagen zu kaufen. Damit soll die Konjunktur angekurbelt und vor allem die Inflation angehoben werden. Die Geldflut besteht schon seit einiger Zeit, doch die Wirkung verpufft einfach. So fürchten die Währungshüter um eine erneute Deflation und ihre einzige Antwort darauf lautet: „Noch mehr Geld für die EU-Länder!“
Lockere Geldpolitik sorgt für Debatten
Forex-Händler sollten den Eurokurs in nächster Zeit ganz genau beobachten. EZB-Chef Mario Draghi möchte weiter Milliarden in die Märkte spülen. Die Deutsche Bundesbank sieht dies kritisch und insgesamt stellt sich Deutschland bei diesem Plan quer. Beide Notenbanken haben nun zur aktuellen Lage Stellung bezogen.
Vizepräsidentin Claudia Buch von der Bundesbank kritisiert den ewig niedrigen Leitzins. „Je länger niedrige Zinsen andauern, umso mehr bestehen für die Marktteilnehmer Anreize, erhöhte Risiken einzugehen.“ Darunter fallen unter anderem Geschäfte mit aufgeblasenen Immobilienwerten, die sich aber derzeit noch in Grenzen halten. Die Kredite bleiben auf einem vertretbaren Niveau, Kreditausfälle in großer Form sind unwahrscheinlich. Deutsche Banken müssen aber derzeit einen kleinen Strafzins zahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB über Nacht parken wollen. So versucht die Zentralbank das Geld in Form von Krediten „unters Volk zu bringen“.
Doch auch Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret sieht es als gefährlich an, dass die Zinsen derartig lange auf dem niedrigen Niveau bleiben. Kritisch beäugt die Bundesbank alle Lebensversicherungen. Womöglich können hier die versprochenen Erträge nicht mehr realisiert werden. Hohe Zinsversprechen von vor einigen Jahren sind heute eine Gefahr für sie.
Inflation rührt sich nicht
Etwas unter 2,0 Prozent soll sie liegen, aber davon ist die europäische Wirtschaft noch weit entfernt. Die Gemeinschaftswährung Euro verfehlt das Ziel um Längen. Dies ist vor allem auf die niedrigen Ölpreise zurückzuführen und die werden wohl noch einige Zeit so bleiben oder gar noch weiter fallen. Das viele Geld der EZB verpufft dennoch in den Märkten, die Inflation rührt sich nicht.
Ob die niedrige Teuerungsrate wirklich so ein großes Problem ist, das wagen einige Analysten zu bezweifeln. Immerhin müssen die Verbraucher weniger für Benzin und Diesel ausgeben, die meisten Unternehmen können zudem günstiger produzieren. Auf der anderen Seite erschwert sich die reale Schuldenlast der Länder und für Privatpersonen. Die EZB tagt wieder am 3. Dezember und wird dann zusätzliche Maßnahmen abwägen. Wobei es immer nur auf eines hinaus zu laufen scheint: „Noch mehr Geld!“
Unter Umständen werden aber auch die Strafzinsen für Geldeinlagerungen von Banken angehoben. Diese hatten manche Geldinstitute an ihre sehr gut verdienenden Kunden schon weiter gereicht. Wo soll da noch die Reise hingehen?