Präsident Tayypip Recep Erdogan hat es getan. Vor einer Woche entließ er seinen obersten Währungshüter und bestimmt die türkische Geldpolitik seit dem selbst. Erstes Ziel ist es, die hohe Inflation von mehr als 15 Prozent auf einen einstelligen Wert zu senken. Dafür will er die Leitzinsen erheblich drücken. Demnach rechnet Erdogan damit, dass sich die Preise normalisieren, wenn es der Leitzins vormacht. Ob das funktioniert?
Notenbank-Chef Cetinkaya musste gehen
Vor wenigen Tagen ordnete der türkische Präsident die Abberufung vom Notenbank-Chef Murat Cetinkaya an. Mit der Begründung, dass er den Anordnungen nicht gefolgt sei. An seine Stelle trat Vize Murat Uysal. Dieser setzt sich für eine lockere Geldpolitik ein und entspricht somit mehr den Vorstellungen von Erdogan.
Am 25. Juli werden sich die Währungshüter wieder zusammensetzen. Analysten vermuten, dass es dort zu einer ersten Zinssenkung um zwei Prozent kommen dürfte. Wie Donald Trump in den USA, nimmt auch Erdogan Einfluss auf die Geldpolitik seiner Notenbank. Dies gilt weltweit als verpönt, da Währungshüter neutral und unabhängig entscheiden sollen.
Weil Erdogan mit seinen Forderungen keinen Erfolg hatte, setzte er seinen Notenbank-Chef kurzerhand ab. Seit September 2018 muss die Türkei mit Leitzinsen von 24 Prozent leben. Der türkische Präsident ist der Ansicht, dass nur niedrigere Zinsen die Konjunktur beleben könnten.
Türkei wird von Fitch abgestuft
Doch mit dem Absetzen von Cetinkaya, zog Erdogan den Zorn der Ratingagentur Fitch auf sich. Es herrsche eine Krisenstimmung und die Folgen sind schwer abzuschätzen. Daher kam es zur Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes. Derzeit steht die Bewertung bei „BB-„.
Fitch rechnet zudem mit einem weiterhin „negativen“ Ausblick. Es ist daher mit noch schlechteren Bewertungen zu rechnen. Schon jetzt gelten Geldanlagen im türkischen Raum als sehr spekulativ. Viele Investoren suchen das Weite. Die türkische Lira verliert weiter an Boden. Für Forex-Händler ist es wohl das Beste, wenn sie jetzt auf den weiteren Kursverfall wetten.
Obwohl sich die Politik nicht in Währungsgeschäfte einmischen sollte, setzt Erdogan genau dies um. Wie es scheint, will er sich einer Geldpolitik auf Bestellung sicher sein. Dafür will der türkische Präsident notfalls die gesamte Zentralbank umstrukturieren.
Die Lira wird außerdem durch die außenpolitischen Äußerungen von Erdogan unter Druck gesetzt. Er zeigt sich auf Konfrontation eingestellt. Dabei legt er sich ausgerechnet mit den USA an. Nach aktuellem Stand sind Sanktionen gegen die Türkei nicht mehr auszuschließen. Politische Spannungen bestehen zudem auch mit anderen Ländern, bspw. Griechenland. Außerdem drohen Sanktionen durch die EU, weil die Türkei unerlaubte Gasbohrungen vor Zypern durchführen.
Die türkische Börse gibt Schritt für Schritt nach. Allein am Freitag verlor der Leitindex BIST-100 stolze 2,3 Prozent. Mit ihm ging die Lira nach unten.