Ostern hielt dieses Jahr relativ spät Einzug und hat dem April eine gute Teuerung der Produkte eingebracht. Folglich konnte die Inflation anziehen, doch kaum jemand rechnet mit einem nachhaltigen Effekt. Auch EZB-Chef Draghi bleibt pessimistisch und hält den Ball flach. Eine Anhebung des Leitzinses sei noch lange nicht in Sicht.
Energie- und Urlaubspreise ziehen an
Durch die Ferien im April, waren einige Familien bereits in Reisestimmung. Somit konnten die Preise für Urlaubsausflüge berechtigt anziehen. Auch Energieversorger greifen nun oftmals tiefer in die Taschen ihrer Kunden. Die ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes besagen, dass die Inflation im April die 2,0 Prozent erreichen dürfte. Im März waren es schon 1,6 Prozent gewesen. Jedoch: Über den ganzen Monat betrachtet, haben sich die Verbraucherpreise ziemlich stabil gehalten.
Das Ostergeschäft hat seine saisonale Wirkung nicht verfehlt. Wer hier in Verbindung mit den Ferien auswärts übernachten wollte, hat dafür mehr bezahlen müssen als noch vor einem Jahr. Und die Energiepreise haben auch erwartungsgemäß angezogen. Langanhaltend wird diese Teuerung nicht sein, erklärt DZ-Bank-Volkswirt Michael Holstein: „Das Hoch bei den deutschen Inflationsraten dürften wir vorerst gesehen haben.“
Positiv merkt er jedoch an, dass die Inflation vermutlich ihr Niveau halten kann und somit das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) verwirklicht. Schwankungen werden aber nicht ausbleiben und selbst eine Teuerung von 1,5 Prozent würde den Willen der EZB verfehlen. KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner meint dazu: „Der Normalisierungsprozess der Inflation hierzulande – und noch mehr der im Euroraum insgesamt – braucht Zeit und Geduld. Das erklärt auch die abwartende Haltung der EZB.“
Leitzins bleibt auf Rekordtief – Draghi warnt vor Euphorie
Deshalb zeigen sich die Währungshüter auch weiterhin defensiv. Ihr Chef, Mario Draghi, will vorerst keine neue Debatte über eine Leitzins-Anhebung eröffnen. Man werde weiter Staatsanleihen ankaufen und den Verlauf der Inflation im Auge behalten. Das Geld der EZB bleibt weiterhin billig um die europäische Wirtschaft anzukurbeln.
Verbraucher haben so gesehen nur zwei Optionen: Entweder sie geben ihr Erspartes mit vollen Händen aus, so wie es sich die EZB wünscht oder aber sie investieren es in risikoreichere Anlagen. Somit bleibt es dabei, dass Banken einen Strafzins von 0,4 Prozent bezahlen, wenn sie ihr Geld bei der Zentralbank einlagern wollen. Die Verbraucher erhalten hingegen immer öfter die Nachricht über steigende Kontoführungsgebühren und die Einführung von Kosten beim Geld abheben.
Ökonomen hatten auch nichts anderes erwartet. Grobe Spekulationen sagen vorher, dass der Leitzins nicht vor den nächsten drei bis fünf Jahren ernsthaft angehoben wird. Die sehr monoton klingenden Ansprachen von Draghi stimmen in diesen Tenor mit ein.