Österreich muss Schuldenlöcher stopfen und macht deshalb den Käufern von Staatsanleihen ein seltsames Angebot. Sie erhalten in 100 Jahren ihr Geld samt Zinsen zurück. Wien stellt damit eine ultralange Laufzeit bereit. Die Verzinsung liegt dabei nicht sonderlich hoch, aber immer noch weit über der gegenwärtigen Nullzinspolitik der EZB. Die Idee aus Wien kommt bei Investoren gut an.
Niedrigzinsen machen kreativ
Um dem Trend der geringen bis teilweise negativen Zinsen entgegenzuwirken, hat Österreich eine ultralange Staatsanleihe geformt. Bislang gab es Staatsanleihen von höchstens 70 Jahren. Nun können interessierte Anleger in eine Laufzeit von 100 Jahren investieren. Witzig sieht das schon aus, wenn auf dem Dokument der Auszahlungszeitpunkt „20. September 2117“ geschrieben steht.
Die Verzinsung der Anleihe liegt zwischen 2,00 und 2,05 Prozent. Normale Staatsanleihen zahlen viel weniger Rendite aus. Auch Tagesgeldkonten und so manches Festgeldkonto, liegt hier darunter. Wer bspw. 5.000€ auf 100 Jahre bei 2,00 Prozent anlegt, der besitzt am Ende theoretische 36.223,23€. Aufgrund der extremen Laufzeit, wird der Anleger das wohl nicht mehr selbst erleben. Aber vielleicht die Enkel oder Urenkel. Eine Geldanlage für den Nachwuchs, sozusagen.
Christian Schreckeis, Sprecher der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, sprach von vielen Orders. Kurz vor Schließung der Bücher hätten sich über 11 Milliarden Euro angesammelt. Trotz der mageren Verzinsung, gibt es tatsächlich viele interessierte Käufer.
Schlimmer geht immer
Für eine Staatsanleihe, deren Rendite sie niemals selbst auskosten können. Aber als langfristige Geldanlage, wirkt sie im Moment sehr lukrativ. In der letzten Woche erklärte die EZB, dass sie noch nichts an der Geldpolitik ändern werde. Die Geldschwemme für die EU-Märkte bleibt bestehen, ebenso die Nullzins-Festlegung. Deshalb kämpfen Anleger um jedes sichere Prozent, welches sie irgendwo gewinnen können.
Institutionelle Investoren, bspw. die Pensionsfonds, suchen ebenfalls nach Möglichkeiten. 100 Jahre als Laufzeit bedeutet, dass sie sehr langfristig von den regelmäßigen Zahlungen profitieren. Schließlich sind ihre Investitionen an Anleihen gebunden. Und Staatsanleihen von nur wenigen Jahren, weisen aktuell manchmal schon negative Renditen auf.
Jedoch: 100 Jahre sind immens lang. Sollte Österreich während dieser Zeit finanzielle Not erleiden, wären Teilverluste bis hin zum Gesamtverlust möglich.