Devisenkurse sind launisch wie wir wissen, doch was der Eurokurs in diesen Tagen veranstaltet ist sehr nervenaufreibend. Er springt in den Bereichen von 1,05 bis knapp unter 1,10 Dollar herum, was die Händler nicht gerade ruhig schlafen lässt. Zwei gute Gründe für die Schwankungen sind der wieder fallende Ölpreis und der mögliche Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone. (genannt Grexit)
Ölsorten Brent und WTI gefallen
Am gestrigen Dienstag fielen die Ölpreise für die Marken Brent und WTI. Der Grund dafür ist einfach, denn die Nachfrage wird mehr als gedeckt. Saudi-Arabien verharrt auf seinem Standpunkt und drosselt die Produktion nicht. Die USA machen sich zeitgleich mit dem umstrittenen Fracking immer unabhängiger. Die Nordseesorte Brent kostete zur Lieferung im Juni nur noch 64,11 US-Dollar je Barrel. (72 Cent weniger in nur einem Tag) Bei der US-Sorte WTI ging es um 78 Cent nach unten, Stand 56,21 Dollar je Barrel.
Weltweit sei man derzeit gut mit Rohöl eingedeckt, was die Produzenten zu dem harten Preiskampf treibt. Damit werden Produktion und Handel vieler Wirtschaftszweige günstiger und der Euro verliert damit an Wert. Nur Saudi-Arabien scheint sich immer noch darüber zu freuen. Dafür wird es mitverantwortlich für die fallenden Ölpreise seit Sommer 2014 gemacht.
Jeder Zweite erwartet Grexit
Die Debatte um Griechenland, seine hohe Verschuldung und einen möglichen Ausstieg aus der Eurozone reißt nicht ab. Inzwischen rechnet jeder zweite Börsianer mit dem „Grexit“. Genauer gesagt 48,3 Prozent haben in einer Umfrage zugegeben, dass der Ausstieg in den nächsten zwölf Monaten zu erwarten sei. „Die Beteuerungen der Politik, es gäbe kein anderes Szenario als den Euro-Verbleib Griechenlands, werden von rund der Hälfte der Investoren nicht für bare Münze genommen“, erklärte Sentix-Analyst Sebastian Wanke. Mit elf Prozent könnte Zypern eventuell folgen, alle anderen Länder sind den Umfragewerten nach stabil.
Griechenland braucht bis Ende Juni eine Entscheidung, denn dann laufen die Hilfsprogramme der Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus.
Eurokurs wieder gen 1,10 Dollar
Zumindest gab es am gestrigen Dienstag ein wenig Hoffnung für den Eurokurs. Er schaffte es zweitweise über 1,09 Dollar. Die US-Notenbank Fed will sich in den kommenden Wochen wieder zum Leitzins äußern. Solange dieser noch gleich bleibt, besteht für den Eurokurs noch Hoffnung. Mit zwischenzeitlich 1,0983 US-Dollar kratzte der Euro sogar an der wichtigen 1,10-Marke. Im Vergleich zum Montag ein starker Anstieg.
Positiv beeinflusst hat den Eurokurs wohl die griechische Einsicht mit seinen Geldgebern. Man will vielleicht auch seine Wahlversprechen überdenken, welche gegen die EU-Partner sprachen. Zeitgleich der Blick rüber zur USA. Wann und in welchem Maß wird die Notenbank Fed den Leitzins anheben?
In diesen Tagen ist der Eurokurs alles andere als stabil, denn große Entscheidungen stehen bevor. Analysten und Devisenhändler können beinahe stündlich neue Informationen gewinnen.