Nachdem die Maßnahmen der EZB keine Früchte trugen, finden die Währungshüter nun ganz klare Worte: „In den kommenden Monaten“ könnte die Inflationsrate den negativen Bereich anvisieren. Dann wäre die längst angekündigte Deflation tatsächlich eingetreten. Kommt zu den fallenden Preisen dann noch eine geschwächte Nachfrage wie beim Öl dazu, dürfte dies zu einer Spirale ohne Gleichen führen.
Ölpreis macht Sorgen
Aktuell leidet vor allem Russland wegen des sinkenden Ölpreises enorm unter der Lage. Die Eurozone hält sich dagegen noch halbwegs stabil, aber die eingeräumte Konferenz der Opec-Staaten hat kein wirkliches Ergebnis gebracht, die Produktion wird nicht gedrosselt. Folglich wird die Nachfrage geringer sein als das Angebot, was wir vor allem bei den günstigen Spritpreisen merken. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrer jüngsten Vorhersage eine Preissteigerung von nur 9,7 Prozent in 2015 angegeben. Doch dies hält EZB-Vizepräsident Vitor Constancio schon längst für veraltet. Nach dieser Prognose fiel der Ölpreis, der so viele andere Preise bestimmt, um weitere 15 Prozent gefallen.
„Wir rechnen nun mit einer negativen Inflationsrate in den kommenden Monaten. Das ist eine Sache, die sich jede Zentralbank sehr genau anschauen muss.“ Denn es gilt entsprechend zu handeln und für die meisten Zentralbanken bedeutet dies einen enormen Zukauf von Staatsanleihen, um den Währungspreis und damit die Inflation zu stabilisieren. Private Käufer und Unternehmen würden unter Umständen auf fallende Preise warten, Kaufentscheidungen aufschieben und damit den Effekt noch verstärken.
Viel Reden um nichts?
Anstatt dass sich immer wieder EZB-Chef Draghi zu Wort meldet, äußert sich jetzt sein Vizepräsident zur Abwechslung. Er weiß, seine Zentralbank muss „alle geldpolitische Instrumente nutzen, die uns zur Verfügung stehen.“ Er betont dabei: „Und was legal ist, schließen wir nicht aus“, womit Anleihekäufe ohne „Obsession“ gefragt sind. In dieses Horn bläst auch Mario Draghi, der schon zuletzt einige wegweisende Schritte dafür unternommen hat, damit die Preisteuerung endlich wieder wie gewünscht eintritt. Seitens der Bundesbank gibt es dafür keine Lobgesänge, ganz im Gegenteil. So eine Geldpolitik birgt große Risiken und langfristige Nebenwirkungen sind schwer abzuschätzen.
Die Erwartungen der EZB hinsichtlich der Inflation wurden von Monat zu Monat gesenkt. Im Dezember ging es von 1,2 auf 0,7 Prozent runter. Mit dem sinkenden Ölpreis ist ein maßgebender Faktor für die Wirtschaft am wackeln. Das Rohöl ist derzeit so günstig wie zuletzt in 2009. Die Gründe dafür sind eine geringe Nachfrage und die steigenden Reserven in den USA durch das umstrittene Fracking. Jetzt geht es erst einmal in den Feiertags-Urlaub und am 22. Januar tagt die EZB dann wieder zu einem neuen Entscheid.