Dieses Negativ-Beispiel zeigt, dass man ohne Vorkenntnisse keine Devisengeschäfte tätigen sollte. Die Aufhebung des Mindestkurses für den Schweizer Franken zieht verschiedene Folgen nach sich. Eine davon ist, dass viele deutsche Kommunen, die sich billige Kredite aus der Schweiz geholt haben, nun mit der Aufwertung des Franken ein großes Problem bewältigen müssen.
Beispiel Essen
Wie das in der Realität nun aussieht zeigt uns unter anderem die Stadt Essen. Sie hat Kredite von 450 Millionen Schweizer Franken in ihren Büchern stehen. Diese wurden von 2001 bis 2004 aufgenommen, als die Schweiz sehr niedrige Zinsen bot. Damals waren die Kredite „nur“ 290 Millionen Euro schwer. Mit dem aktuellen Wechselkurs wuchs das Volumen schlagartig auf 450 Millionen Euro an. Doch Essen steht mit diesem Problem nicht alleine da. Osnabrück musste auch ein Minus von 7,3 Millionen durch den Devisenhandel einräumen. Niedrige Zinsen haben viele deutsche Kommunen blind gegenüber den hinreichend bekannten Währungseffekten gemacht.
Das schnelle Geld endet nun in einem Russisch Roulette, nur eben mit Schweizer Franken. Wer darf dies wieder ausbaden? Natürlich der Steuerzahler, denn der sitzt am Ende der Versorgungskette. Je mehr der Euro an Wert gegenüber dem Franken verliert, desto teurer kommt es die Kommunen zu stehen.
Plötzlicher Stimmungswechsel der SNB
Die Schweizer Notenbank (SNB) hatte sich ganz überraschend für den rapiden Kurswechsel entschieden. Noch zum Jahresende hieß es, dass man vom Mindestkurs keinesfalls abweichen werde und nun das. Die Auswirkungen der neuen Bewertung des Schweizer Franken sind vielschichtig, denn Devisenhändler hatten sich auf das Wort der SNB verlassen.
Auf der anderen Seite muss man sich fragen, warum deutsche Kommunen in eine fremde Währung investieren und dabei die möglichen Risiken ignorieren? Die wenigsten Politiker dürften Ahnung vom komplexen Devisenhandel haben. Dafür hätte wenigstens ein Experte beauftragt werden können, der dann vor den Gefahren des Währungswechsels und der langen Laufzeit der Kredite gewarnt hätte. Devisenkurse auf einen so langen Zeitraum vorherzusagen ist fast unmöglich, dafür sind die Währungen und ihre Wechselwirkungen viel zu instabil. Jede politische oder wirtschaftliche Krise und sei sie auch noch so klein, wirkt sich stets auf die Kurse aus.
Das Risiko zu streuen und viele kleine Kredite oder Geldanlagen zu beantragen wäre sinnvoller gewesen. Das lernt ein angehender Forex-Broker vermutlich schon an seinem ersten Arbeitstag. Jetzt gilt es für die Kommunen schnellstmöglich ihre Geschäfte mit fremden Währungen zu prüfen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die Schweiz hat das ideale Beispiel geliefert wie man es nicht machen sollte.