Großbritannien hat abermals entschieden, dieses Mal für vorzeitige Wahlen des neuen Parlaments. Diese Nachricht erzeugt wohl bei den meisten Investoren ein positives Gefühl. Sie ließen nach der Bekanntgabe das Pfund stark werden. Auch heute früh hielt es noch seinen festeren Kurs bei. Dabei war es anfangs, zum Dienstagmorgen, wohl doch eher ein Gefühl der Hilflosigkeit gewesen.
Fall und Aufstieg des Pfunds an einem Tag
Premierministerin Theresa May hatte gestern Morgen überraschend eine Bekanntmachung angekündigt. Anleger zogen schlagartig ihre Gelder aus dem Pfund zurück und reagierten sehr nervös. Sie wollten kurzzeitig nichts mehr mit der britischen Währung zu tun haben. Zum Mittag hin ließ sie dann die wichtige Informationsbombe platzen. Großbritannien strebt Neuwahlen an und das schneller als gedacht. Nun kehrte der Pfundkurs um und sprang nach oben. Mehrheitlich waren die Investoren froh über diese Nachricht.
Am 8. Juni wird ein neues Parlament in UK gewählt. Doch mit dem gestrigen Tag hat sich erneut gezeigt, wie nervös doch der britische Finanzmarkt und generell alle reagieren. Denn der Brexit ist beschlossene Sache und seitdem wird alles sehr kritisch beäugt, was von der europäischen Inseln als Aussage herauskommt.
Am Nachmittag lag das Pfund bei 1,28 Dollar und damit 1,5 Prozent höher. Ein Stand so hoch wie zuletzt Anfang Dezember. Auch gegen den Euro wertete sich das Pfund auf und legte 1,0 Prozent zu. Nachteilig ist dabei jedoch, dass Aktien von britischen Unternehmen für ausländische Anleger teurer werden. Ein nicht zu unterschätzender Effekt, welcher die Beliebtheit der Wertpapiere sinken lässt.
Wie werden die Neuwahlen ausgehen?
Das ist nun die große Frage, deren Ausgang wiederum die Devisenmärkte beeinflussen wird. Nach aktuellen Umfragen dürfte May mit den Neuwahlen an Zuspruch gewinnen und somit besser im britischen Unterhaus positioniert sein. Ihre Konservative Partei hält 17 Sitze und damit nur eine geringe Mehrheit. Positiv spielt hier mit hinein, dass Jeremy Corbyn, Chef der Labour Party, derzeit heftiger Kritik ausgesetzt ist. Das lässt die gesamte Partei an sich zweifeln. Eine vorgezogene Neuwahl des Parlaments kommt hier alles andere als gelegen.
Es verbleibt wenig Zeit um zu handeln. Vielleicht war dies die Absicht von May, da die Opposition in der Krise steckt. Sie selbst sei beim Brexit nun auch zu mehr Kompromissen bereit, wie sie in der letzten Woche erklärt hatte. Schon im Frühjahr 2019 wird es soweit sein und bis dahin gibt es noch reichlich Fragen zu klären. Eine Vielzahl von Details benötigen ihrer Klärung, damit EU und Großbritannien die Trennung gut überstehen.
Wirtschaftlich schwierig wird es für Great Britain allein schon deshalb, weil May auch dem EU-Binnenmarkt sowie der gemeinsamen Zollunion den Rücken kehren will.