Wie lange werden die Griechen noch Geld von anderen benötigen, um endlich auf eigenen Beinen stehen zu können? Wenn es nach Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsfonds ESM, geht, dann sollte es schon nächstes Jahr soweit sein. Seine Aussage gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ dazu:
„Wenn die nächsten 18 Monate gut genutzt werden, bin ich zuversichtlich, dass dies das letzte Programm ist, das Griechenland machen muss.“
Geldbeschaffung aus eigener Kraft
Das erklärte Ziel sei, dass Griechenland sich sein Geld selbst beschaffen kann. Hinsichtlich seiner Verschuldung hat Athen gute Fortschritte erzielt. Von den anfänglich 15,6 Prozent der Wirtschaftsleistung, liege die Verschuldung jetzt nur noch bei einem Prozent. Seit sieben Jahren zieht sich die Krise hin und verlangt von der Eurozone einen starken Zusammenhalt. Aus dem Rettungsfonds sind bislang 173,5 Milliarden Euro geflossen, um Griechenland zu stabilisieren.
Aktuell läuft das dritte Rettungsprogramm, ohne den Internationalen Währungsfonds (IWF). Von dort aus hagelt es weiterhin harsche Kritik und die Prognosen sind deutlich pessimistischer. „Es stimmt, dass wir unterschiedliche Prognosen haben. Etwa in der Analyse, wie tragfähig die griechischen Schulden sind“, erklärte Regling. Einig sei man sich allerdings bei den notwendigen Aufgaben, welche Griechenland zu bewältigen hat.
Wichtig sei es, dass Athen in 2018 einen Primärüberschuss von wenigstens 3,5 Prozent erwirtschaften kann. Die dafür notwendigen Aktionen sind durch Europa und den IWF vorgegeben. „Hier gibt es die Unterschiede zwischen europäischen Institutionen, die sagen, Griechenland hat bei den Haushaltskonsolidierungen fast alles erfüllt, während der IWF sagt, es muss noch mehr getan werden“, so Regling.
Lagarde zu Besuch bei Merkel
Der ESM will in Zukunft Euro-Staaten in finanzieller Schieflage aus eigener Kraft retten, so die Theorie. Als die Krise in Griechenland begann, war der IWF jedoch von Anfang an involviert gewesen. Deshalb ruft man nun den Internationalen Währungsfonds auf den Plan. Regling wünscht eine entsprechende Reaktion des IWF, so wie es die Regierungen damals ausgehandelt hatten.
Gestern traf sich Angela Merkel deshalb mit der IWF-Chefin Christine Lagarde im Kanzleramt. Es geht immerhin um eine wesentliche Beteiligung des Fonds an den ausgemachten 86 Milliarden Euro. In 2010 hatte Merkel den IWF in seine Pflicht genommen. Und das laufende Programm konnte nur gestartet werden, weil es vom IWF eine Zustimmung gab. Nun müssen die beiden Frauen eine für beide Seiten zufriedenstellende Einigung finden. Damit Griechenland tatsächlich eine Chance erhält, Mitte 2018 wieder eigenständig Geld beschaffen zu können.