In der vergangenen Woche entschied sich die Europäische Zentralbank (EZB) dazu, weniger Anleihen zu kaufen. Damit ist noch kein Ende der massiven Geldpolitik in Sicht, aber vielleicht bedeutet dieser Schritt die Einleitung einer neuen Sichtweise. Das Ziel soll dabei sein, dass die Unternehmen wieder mehr Kredite aufnehmen. Auch die Wirtschaft insgesamt soll sich wieder stärken, sodass die Inflation endlich in Schwung kommt. Ob dieser Plan aufgeht?
Von 11,86 auf 10,31 Milliarden Euro
Mehr als 1,5 Milliarden Euro weniger hat die EZB in der Woche bis zum 26. August 2016 in die Hand genommen. Diese Differenz fällt dabei kaum ins Gewicht, weil die Währungshüter seit Beginn des Programms schon über 990 Milliarden Euro verbraucht haben. Damit soll der Euro endlich in die entsprechende Richtung wachsen, ebenso die Inflation. Das massive Aufkaufen drückt die Zinsen für Anleihen, sodass Investoren diese weniger in Betracht ziehen. Sie sollen ihr Geld in die Märkte spülen und Firmen Kredite aufnehmen. Mehr Ausgaben und mehr Wachstum sind die ernannten Ziele.
Das Aufkaufen will die EZB bis wenigstens März 2017 aufrecht erhalten. Mindestens 1,74 Billionen Euro sind dann investiert worden. Staatsanleihen Pfandbriefe, Hypothekenpapiere und regionale Anleihen kommen für die Währungshüter in Betracht. Mit dabei sind die Bundesbank, sowie die Notenbanken der Länder, Spanien, Frankreich, Italien, Finnland und Belgien.
Kritik an Geldpolitik wird stärker
Doch so wirklich Fahrt aufnehmen will weder die Konjunktur, noch die Inflation in Europa. Letztere verweilt gern auf einem Niveau nahe null. John Cryan, Chef der Deutschen Bank, hat sich jetzt mit harter Kritik dazu geäußert. „Unternehmen halten sich aufgrund der anhaltenden Unsicherheit mit Investitionen zurück und fragen kaum mehr Kredite nach“, erklärte Cryan. Dementsprechend sei die Strategie der EZB nicht die Richtige und würde „fatale Folgen“ nach sich ziehen. Damit bezieht er sich auf die Sparer, welche unter dem langfristig niedrigen Leitzins leiden, aber auch alle die Altersvorsorge betreiben und wenig bis gar keine Rendite erwarten müssen.
Er steht mit dieser Kritik nicht allein im Raum. Auch Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon hatte Mario Draghi, Chef der EZB, ins Visier genommen. Für den gab es allerdings die ersten Zuwächse bei der Kreditvergabe und dies betonte er mehrfach als Erfolg seiner lockeren Geldpolitik. Ohne diese Geldflut wären die Konsequenzen der Deflation wesentlich stärker ausgefallen, was auch Cryan einräumte. Die gewünschten knapp zwei Prozent an Inflation seien aber noch lange nicht in Sichtweite.