Am morgigen Donnerstag trifft sich der EZB-Rat wieder. Kaum jemand geht von einem abrupten Kurswechsel in der europäischen Geldpolitik aus. Stattdessen rechnen alle mit demselben Einheitsbrei, wie wir ihn schon seit Monaten zu hören bekommen. Dabei werden die Forderungen nach einer Zinsanhebung immer lauter. Wann wird Mario Draghi darauf reagieren?
60 Milliarden Euro pro Monat
Für so viel Geld kauft die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin Anleihen auf. Mit diesen Geldern will man die Inflation antreiben. Außerdem sollen Banken mehr Kredite vergeben, welche Unternehmen und Privatpersonen nutzen. Das klang ursprünglich nach einem guten Plan. Doch jetzt reicht es so langsam mit der Geldschwemme. Immer mehr Analysten und Ökonomen befürchten, dass uns die lockere Geldpolitik direkt in die nächste Finanzkrise navigiert.
Den Fuß vom Gas nehmen, das fordern nun immer mehr Stimmen aus dem Bankengeschäft und der Öffentlichkeit. Jens Weidmann, seines Zeichens Chef der Bundesbank, rät zu einem „zügigen“ Austritt des lockeren Geldes. Wenn überhaupt etwas geschehen sollte, dann in minimal invasiven Schritten. Vermutlich um sich mit der USA in Einklang zu stellen. EZB-Chef Mario Draghi reagiert äußerst vorsichtig und das immer wieder.
Vier Jahre Wirtschaftswachstum in der EU
Als Ausreden kommen dabei immer dieselben Argumente auf den Tisch. Eine zu schwache Inflation, zu wenig Konjunktur und insgesamt fehlt es der EU an wirtschaftlicher Stabilität. Aber das stimmt nicht immer alles so. In diesem Jahr wird mit einem Konjunkturwachstum von knappen 2 Prozent gerechnet. Die Inflationsrate im Euroraum stieg jüngst auf 1,5 Prozent an. In der Kernrate, ohne die Energiepreise, beträgt sie immer hin noch 1,2 Prozent.
Doch an eben dieser Teuerung hält die EZB stur fest. Sie muss stabil knapp unter 2 Prozent liegen und das am besten konstant. Jedoch wird die Inflation heute durch globale Faktoren mitbestimmt. Der Leitzins muss angehoben werden, weil die Inflation ihn aktuell ins Negative drückt. Somit wird die lockere Geldpolitik zunehmend teurer.
Europa steht so gut da wie schon lange nicht mehr. Im Vergleich hat sie das Amerika von 2013 überholt. Damals reduzierte die US-Notendbank Fed ihrerseits die Notenkäufe schrittweise. Warum sollte Europa da noch länger warten?
Fokus auf nachhaltiges Wachstum
Ähnlich wie in China, wird das Wirtschaftswachstum künstlich am Leben erhalten. Durch die Geldschwemme kann kein nachhaltiges Wachstum entstehen. Strukturreformen über die Regierungen, wären eine sinnvolle Lösung. Solange eine Nullzinspolitik bestehen bleibt, entwickelt sich dafür aber kein Interesse.
Mit dem billigen Geld bilden sich auch wieder Immobilienblasen. Viele deutsche Großstädte sind schon im Ansatz davon betroffen. Und dann wären noch die Banken, welche durch den Nullzins nun ihren Kunden vermehrt Gebühren berechnen müssen. Plus einige Unternehmen, welche sich nur noch durch günstige Kredite über Wasser halten können.
Hoffentlich gibt es am morgigen Donnerstag nicht wieder nur Ausreden zu hören.