Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Situation in Griechenland neu bewertet. Sie sind mit den Reformen und Anstrengungen in Athen soweit zufrieden. Deshalb dürfen sich die griechischen Banken bald wieder verbilligtes Geld leihen. Es bedarf nur noch einer Ausnahmeregelung und diese soll zum Monatsende ihre Wirkung entfalten.
Staatsanleihen wieder sicher
Ab dem 29. Juni ist es dann soweit, die Sonderregel tritt in Kraft. Die EZB hält die Staatsanleihen aus Athen wieder für sicher. Der neu gespannte Europäische Rettungsschirm (ESM) kommt mit einigen Auflagen daher. Zu diesen hat sich Griechenland verpflichtet und deshalb darf sich Athen wieder günstig Geld leihen.
Alle Ratingagenturen warnen derzeit noch vor einem Geldverleih an Griechenland. Die EZB setzt sich über den „Ramsch“-Status hinweg und will dennoch Kredite gewähren. Nur mit den Staatsanleihen dürfen die Banken des Landes wieder Geld von der EZB holen. Dieser Kompromiss beendet dann schrittweise die Abhängigkeit von den Notkrediten (ELA), welche deutlich teurere Konditionen verlangen als das Geld der Zentralbank.
Über die Details kann nur gemunkelt werden. Die Bank of Greece geht aber offen damit um. Laut ihrer Aussage könnten die Banken des Landes bis zu 500 Millionen Euro sparen. Das Geld gäbe es mit einem Zinssatz von 0,5 Prozent. Die ELA-Kredite legen hierfür 1,55 Prozent fest, also gut das Dreifache.
Briten wechseln ihr Geld in Euro und Dollar
Weiter im Norden Europas geht es heute um die wichtigste Entscheidung für Großbritannien. Gibt es einen Brexit oder nicht? Das Votum ist im Gange und die Briten sind sehr nervös. Viele ansässige Devisenhändler tauschen aus Angst vor einem massiven Kursrutsch ihr Pfund in Euro und Dollar um. Auch die Sparer befürchten eine Art Enteignung ihrer hart verdienten Gelder.
So oder so, der 23. Juni 2016 wird einen Eintrag in die britischen und europäischen Geschichtsbücher erhalten. Denn was in den letzten Tagen und heute an den Devisenmärkten geschah, ist einfach nur der Wahnsinn. Alle befinden sich im Umtauschwahn, das Pfund ist, trotz aller Entwarnung für einen Brexit, doch massiv geschwächt worden.
In den Medien werden ständig die Worte Rezession, Devisen-Chaos und milliardenschwere Einbußen genannt. Das würde alles passieren wenn Großbritannien die Eurozone verlässt. Auch künftige Geschäfte wären damit nahezu unmöglich, hatten einige Politiker gewarnt.
Die Wirtschaft muss bangen und die Welt hält den Atem an, aber auf den Devisenmärkten ist die Achterbahn am stärksten zu spüren. Droht erneut ein „schwarzer Mittwoch“, wie einst am 16. September 1992? Damals verlor das Pfund schlagartig 4,3 Prozent an Wert und brachte die europäischen Wechselkurse durcheinander.