Wenn es um die Bekämpfung der Deflation geht, kennt die Europäische Zentralbank scheinbar nur ein Mittel: Geld drucken und das in rauen Mengen! EZB-Chef Mario Draghi hat nun weitere finanzielle Mittel zugesichert, sollte die bisherige Unterstützung keinerlei Wirkung zeigen. Genau danach sieht es im Moment nämlich aus.
Inflation noch lange nicht am Ziel
Um die zwei Prozent soll sie betragen, doch in einigen Monaten des Jahres war sie sogar negativ gewesen, das bedeutet eine leichte Deflation. Mario Draghi und seine Währungshüter hatten gehofft damit den Eurokurs verbessern zu können, ebenso die Konjunktur der Länder, sowie eben die Inflationsrate. Anfang Dezember tagt der EZB-Rat wieder und wird notfalls „alle Instrumente“ ausschöpfen. Das bedeutet konkret noch mehr Geld in die Märkte zu spülen. Seit März kauft die Zentralbank Staatsanleihen und ähnliche Wertpapiere auf. Damit hätte man ein mächtiges Instrument in der Hand, das bislang aber keine Wirkung zeigt.
Aktuell werden schon 60 Milliarden Euro pro Monat ausgegeben. Insgesamt geht es um mehr als eine Billion bis zum September 2016. Doch es könnte noch mehr Geld geben, ebenso einen längeren Zeitraum der Finanzspritze. Also ist noch alles offen.
Kommt ein höherer Strafzins?
Mit der Entscheidung so viel Geld auszugeben, kam auch die Festlegung Strafzinsen an Banken zu zahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken wollen. Die 0,2 Prozent Strafzinsen könnten unter Umständen erst der Anfang seien. Die europäischen Banken sollen ihr Geld in Form von Krediten ausgeben, doch müssen sie auch dazu ausreichend Abnehmer finden. „Wir werden alles Notwendige tun, um die Inflation so schnell wie möglich wieder zu erhöhen“, betonte Draghi. Doch irgendwie wirkt es schon jetzt mehr wie eine Sackgasse als ein Ausweg.
Die Währungshüter befürchten bei einer stagnierenden oder negativen Inflation Probleme für die Konjunktur. Verbraucher freuen sich darüber, halten aber womöglich auch ihr Geld zurück, falls Produkte und Dienstleistungen noch billiger werden sollten. Das schadet dann natürlich der Wirtschaft des Landes bzw. der Eurozone. Deshalb wird eine Teurung von knapp unter zwei Prozent angestrebt.
Ölpreise tragen Hauptschuld
Den Schwarzen Peter hat man schnell gefunden, die anhaltend niedrigen und immer noch sinkenden Ölpreise tragen die Schuld. Sie wirken sich auf diverse Wirtschaftszweige, nicht nur den Energiesektor, aus. Doch dieser Fakt lässt sich mit mehr Geld nicht beeinflussen. Die OPEC-Länder wollen ihre Produktion nicht drosseln und sammeln immer mehr Reserven in ihren Lagern an. Die USA geht vielleicht einen Schritt zurück, aber das wird für Europa wenig ändern.
Doch ständig Geld in die EU-Märkte zu pumpen kann nicht die Lösung sein. Jens Wiedmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, warnt davor: „Wir müssen uns darüber klar sein, dass, je länger wir im ultralockeren geldpolitischen Modus bleiben, diese Politik umso weniger wirksam wird.“ Er sieht in der Deflation auch etwas Gutes. Wenn Privatpersonen und Firmen weniger Geld für Energie ausgeben müssen, haben sie mehr für Anlagen und dem Konsum zur Verfügung.