Staatsanleihen sind sicher und werfen eine gute Rendite ab. Dieses Kredo galt viele Jahre als unerschütterlich, doch die Zeiten haben sich geändert. Das sieht sogar Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), nun endlich ein. Er findet die Behandlung der Bonds als veraltet an und verlangt daher eine Neubewertung dieser.
Banken müssen umdenken
Staatsanleihen galten die letzten Jahre als unantastbar, obwohl sie des Öfteren schon für negative Schlagzeilen gesorgt haben. Mario Draghi will deshalb bei den Banken ein Umdenken einleiten. „Das aktuelle Regelwerk für das Staatsschulden-Engagement der Finanzinstitutionen muss auf globaler Ebene neu überprüft werden.“ Er spricht damit nicht nur die Eurozone an, sondern alle Währungen die im Devisenhandel vertreten sind. Dies geht aus seinem Bericht des EU-Systemrisikorats (ESRB) hervor. Dieses System zur Frühwarnung soll vor nahenden Risiken für die Finanzmärkte schützen.
Zu erzählen hat der gute Mann sehr viel, 220 Seiten umfasst sein Bericht, welcher den Banken als Grundlage zur Diskussion dienen soll. Der Handlungsbedarf auf dieser Ebene sei „längst überfällig“, erklärt Draghi. Drei Jahre lang arbeitete das Gremium die Details aus. Dabei handelt es sich nur um eine Standortbestimmung der aktuellen Lage, die Aktivitäten müssen nun von den Banken folgen. Eine Umsetzung dürfte viele Jahre in Anspruch nehmen.
Doch nicht ohne Risiko
Dass Staatsanleihen sicher sind, daran glaubt heute kaum noch jemand. Die globale Finanzkrise und jene in einzelnen Ländern haben es gezeigt. Für die Bonds müssen die Geldinstitute auch nur wenig Vermögen oder gar keines zurückhalten. Die Folge einer risikofreien Bewertung, die angesichts der Euro-Schuldenkrise nicht mehr gilt. Griechenland, Spanien und Portugal stecken in schwerwiegenden Problemen, Staatsanleihen hatten auch hier ihren Einfluss. Unabhängige Ratingagenturen haben den Euro bzw. die Anleihen dann auch noch herabgestuft.
Doch was war auch anderes zu erwarten, die bisherige Beurteilung hat den Banken die Bonds extrem schmackhaft gemacht. Der ESRB-Bericht beweist dies sehr deutlich, Banken und Versicherungen sind bei ihren Anlagestrategien diesen Empfehlungen lediglich gefolgt. Doch von ihnen wird nun das Umdenken verlangt, damit sich die Bewertung wieder ausgleicht. Der Bericht gibt auch ein paar Ansätze zu möglichen Veränderungen, doch die Praxis wird sich als äußerst schwerfällig zeigen.
Die Experten konnten auf keinen gemeinsamen Nenner nach drei Jahren Ausarbeitung kommen. Die Mehrheit stimmte für eine Regel-Änderung ab, der Rest stützte sich auf eine gut geführte Finanzpolitik. Was nun unterm Strich passieren wird oder auch nicht, steht noch aus. Draghi fokussiert derweilen sein Anleihe-Kaufprogramm mit 60 Milliarden Euro pro Monat. Das geht bis wenigstens bis September 2016 so weiter, wodurch die Banken zu mehr Krediten angeheizt werden sollen, was schlussendlich zur Steigerung der Inflation führen soll. Der gewünschte Effekt ist auf so lange Sicht nicht vorhersehbar.