Die europäischen Währungshüter beklagen zunehmend die schwache Inflation, warnen vor Deflation und wünschen sich eine stärkere Konjunktur. Ihr einziges Mittel um die Lage zu verbessern: Geldschwemme und das in Milliardenhöhe. Jetzt kam der nächste Paukenschlag hinzu, denn die Europäische Zentralbank (EZB) entschied den Leitzins von 0,05 Prozent auf glatt null Prozent zu senken. Klassische Sparanlagen machen nun überhaupt keinen Sinn mehr. Die Banken reagieren, bei der Sparkasse liegt der Zins fürs Tagesgeld nun bei 0,01 Prozent. Das bedeutet, für eine Einlage von 10.000 Euro für ein Jahr gibt es einen ganzen Euro an Zinsen ausbezahlt. Bei den restlichen Geldinstituten sieht es nicht anders aus. Unsere Währungshüter haben einen Wahnsinn begonnen dem sie nicht mehr Herr werden.
Interview mit Norbert Häring
Seit gestern liegt der Leitzins brach und die Strafzinsen für Banken haben noch weiter angezogen. Das Nachrichtenportal N-TV hat mit dem Wirtschaftsexperten Norbert Häring gesprochen. Es ging dabei nicht nur um die Zinspolitik, sondern auch um die Deckelung des Bargeldverkehrs.
„Es sind die Geldpolitiker, die die Bargeldbegrenzungen ins Gespräch gebracht haben. Damit wollen sie den Raum für Geldpolitik erweitern. Die Beschränkung des Bargelds macht es ihnen erst möglich, die Zinsen immer tiefer zu senken“, so Häring. In seinen Augen wollen die Währungshüter noch mehr Kontrolle über die Spareinlagen von allen gewinnen. Solange diese noch auf Bargeld ausweichen können, belasten die negativen Zinsen hauptsächlich nur die Banken.
Kritisch betrachtet Häring auch das neue „Bail-in“-Gesetz. „Danach müssen zuerst die Gläubiger für marode Banken einen Beitrag leisten. Erst danach nimmt der Staat Geld in die Hand, um sie zu sanieren. Gläubiger ist aber jeder, der Geld bei einer Bank liegen hat.“ Eine ziemlich gruselige Vorstellung, dass erst der Verbraucher zur Kasse gebeten wird. Einige befürchten schon den Sturm auf die deutschen Banken wie einst die Bürger in Griechenland. Das Geld darf unter diesem neuen Gesetz aber nicht zu schnell abfließen und deshalb die immer lauteren Rufe nach einer Bargeldbegrenzung der Banken.
Die Argumente der Politiker
Um den Anschein zu wahren, besitzen unsere Politiker natürlich die klassischen Totschlagargumente. Geldwäsche hätte kaum noch eine Chance, ebenso das Schwarzgeld. Schlussendlich würde man damit auch den Terrorismus besser im Griff haben. Leider wurden fast ausschließlich diese Vorteile öffentlich benannt und diskutiert. Aber wenn die Bargeldgrenze bei 5.000 Euro liegen würde, so wie es Finanzminister Schäuble fordert, könnte man halt Teilzahlungen für Waffenkäufe o.Ä. aushandeln. Daher sieht Häring dies nur als Zwischenschritt zur totalen Abschaffung des Bargeldsystems.
Das Verharmlosen ist ebenso eine beliebte Strategie der Politiker im EU-Raum. In Deutschland und Österreich sind Bargeldzahlungen noch unbegrenzt erlaubt. Andere Länder besitzen die Deckelung schon seit geraumer Zeit. Die Währungshüter wissen ganz genau, dass das Thema bei uns mit hohem Widerstand behaftet ist. Deshalb wartete man ab und will es uns nun als völlig normal verkaufen. Frei nach dem Motto: „Unsere Nachbarländer haben es auch und dort schadet es niemandem“.
Wir wollen gar nicht in die Glaskugel schauen, wo dieser Wahnsinn uns noch hinführen wird. Wie so oft setzen sich ein paar wenige Entscheidungsträger über den Willen der Bevölkerung hinweg.