Die USA zeigt sich aufgrund stabiler Wirtschaftsentwicklung bereit, ihren Leitzins durch die Fed-Bank früher als gedacht anheben zu lassen. In Europa ist man noch meilenweit davon entfernt. Dank der neuesten Aussage von EZB-Chef Draghi muss eher befürchtet werden, dass wir noch Jahre im Zinsloch hocken bleiben. Keine guten Aussichten für eine Wertsteigerung des Euros.
Jede Hoffnung zerstört
„Die Geldpolitik wird noch für eine lange Zeit expansiv bleiben und ich kann sagen, dass der EZB-Rat einhellig die Auffassung vertritt, dass die zur Verfügung stehenden Werkzeuge allesamt genutzt werden können, um die Teuerungsrate wieder zurück auf knapp unter zwei Prozent zu bringen.“ Mit diesen Worten heizte Mario Draghi die Diskussion um den Leitzins erneut an. Der EZB-Chef sitzt zwischen den Stühlen, denn er will einerseits die wirtschaftliche Entwicklung fördern, andererseits laufen Europa die Großanleger weg, da die Gemeinschaftswährung immer unattraktiver wird.
Mit der Senkung des Leitzinses auf 0,05 Prozent zum Beginn des Monats, hat die EZB die Finanzwelt erschüttert. So schlecht verzinst wurden die Geldanlagen bislang noch nie. Alle Sparer sind nun alarmiert und werden ihre Gelder wohl in andere Bereiche investieren. Ein „falsches Signal an alle Sparer“, nennt es Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Milliardenverluste für Sparer
Wäre der Zinssatz so geblieben wie in 2010, hätten die Sparer 23 Milliarden Euro mehr durch die Banken erwirtschaftet. Das wäre auch der europäischen Wirtschaft zugutegekommen. Dieses Ergebnis veröffentlichte eine Studie der Allianz. Dauerhaft niedrige Zinsen sind keine Lösung und der nun fast erreichte Nullpunkt wirkt wie ein Stillstand. Alles aus Angst vor der Deflation?
Die von der EZB angekündigten und schon zum Teil bereitgestellten Finanzpakete für die Banken stoßen derweilen auf wenig Interesse. Es bleibt zu hoffen, dass die geplanten Käufe von Kreditverbriefungen und Pfandbriefen im Oktober dann die gewünschte Wirkung zeigen. Draghi will aber nicht allein im Boot sitzen bleiben und fordert die Regierungen der Eurozone zu Reformen auf!
Update des Ifo-Index
Der Euro hat sich heute Vormittag sehr ruhig verhalten, in freudiger Erwartung auf den neuen Ifo-Index. Das wir dies etwas ironisch meinen, dürfte jedem klar sein, denn die Prognosen sind mau. Der deutsche Frühindikator ist weiter gefallen, wer hätte das erwartet? Internationale Krisen und jene die noch kommen könnten, haben die Laune der deutschen Wirtschaft am Boden gehalten. Von 106,3 ging es runter auf 104,7 Punkte im September. Damit sank der Ifo-Index zum fünften Mal in Folge.
Das Geschäftsklima könnte einen kräftigen Motivationsschub vertragen. Für die Umfrage hatte das Münchner Institut 7.000 Manager zur Rede gestellt. Der niedrigste Wert seit April 2013 wurde erreicht. Der Rückgang ist stärker als erwartet. „Der deutsche Konjunkturmotor läuft nicht mehr rund“, fasste Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zusammen. Auch in den kommenden sechs Monaten rechnet kaum jemand mit einer Genesung der Wirtschaftslage. Für den Eurokurs bedeutet das weiter die Luft anzuhalten.