Vor einigen Wochen hat Großbritannien bei seinem Votum zum Brexit über den Ausstieg aus der EU entschieden. Erst danach schien man sich so langsam Gedanken zu machen, was dies für einen Aufwand nach sich zieht. Die Union jedenfalls möchte UK noch einmal so richtig zur Kasse bitten. Dir Briten sollen sich mit an den EU-Schulden beteiligen, ansonsten dürfen sie nicht austreten.
25 Milliarden EU-Schulden zu tilgen
Diese Zahl hatte man sogleich bei der Hand. Alle die für den Brexit geworben hatten, versprachen erhebliche Einsparungen durch die zurückgewonnene Eigenständigkeit. Die Europäische Kommission hatte die 25 Milliarden Euro bereits vor dem Votum in Rechnung gestellt. Damit man sich dort sozusagen darauf vorbereiten könne. Doch dieser Aspekt blieb vielen verschwiegen, nun darf gezahlt werden. Denn die Kommission gibt erst grünes Licht für den Austritt, wenn dieser Betrag beglichen worden ist. „Ein Deal mit Großbritannien ist unvorstellbar, wenn die Briten diese Altlasten nicht begleichen“, zitierte „Die Wirtschaftswoche“ einen EU-Beamten.
Die Zahlungsverpflichtungen belaufen sich auf über 200 Milliarden Euro insgesamt für die Union. Laut der Wirtschaftswoche entfallen 25 Milliarden davon auf Großbritannien. Das Thema wurde im RAL (reste á liquider) im EU-Haushalt niedergeschrieben. Doch kaum jemand spricht davon, die Schulden werden immer wieder vertagt.
Brüssel bittet zur Kasse
Vielleicht ist dies das letzte Mittel um UK doch in der Europäischen Union behalten zu können. Andernfalls müsse man eben in den sauren Apfel beißen und diese Summe bezahlen. Vermutlich zu Lasten der Steuerzahler. Ausgerechnet jene Personen, die mit einer Mehrheit für den Brexit gestimmt hatten.
Doch es ist ja auch noch alles mehr oder weniger offen. Ein konkreter Fahrplan fehlt den Briten noch, der formelle Austrittsantrag liegt Brüssel noch nicht vor. Erst danach beginnen die eigentlichen Verhandlungen. Für Großbritannien soll alles beim Alten bleiben, wenn es um die Handelsgeschäfte mit der EU geht. Es sollen lediglich die Verpflichtungen wegfallen und das dürfte den Entscheidungsträgern nicht gefallen. Handlungsbedarf besteht in jedem Fall, denn der Pfundkurs hat nach dem Brexit massiv an Wert verloren.
Bank of England zu allen Schritten bereit
Und genau das ruft die Bank of England (BoE) auf den Plan. Sie muss die Landeswährung retten und will dazu alle Konsequenzen ziehen, falls nötig. Der erste Schritt bestand nun darin, den Leitzins auf ein historisches Tief zu senken. Der Notenbank-Chef Mark Carney entwarnte aber hinsichtlich negativer Zinsen, weil der davon „kein Fan“ sei. Dafür müsse man an anderer Stelle entsprechende Schritte gehen. Nach mehr als sieben Jahren liegt der Zinssatz wieder bei nur 0,25 Prozent und das sollen die Banken auch bitte an ihre Kunden weitergeben. Auch null Prozent kämen für ihn nicht in Frage. Er spricht hier von der Untergrenze.
Der Puffer an Staatsanleihen wurde mit diesem Beschluss vergrößert. Nun stehen 435 Milliarden Pfund zur Verfügung. Beide Instrumente, die Zinssenkung und der Anleihekauf, sollen für eine Erholung des Pfunds sorgen. Der Schock sitzt tief und nicht viele glauben daran, dass die BoE diesen allein überwinden kann.