Wir befinden uns nur noch einen Tag vom Ausstieg Großbritanniens aus der EU entfernt. In der Theorie wurde der 29. März 2019 als Stichtag festgelegt. Praktisch sind die Briten noch lange nicht so weit. Am gestrigen Abend wurden acht neue Brexit-Deals vorgeschlagen. Das Londoner Unterhaus lehnte sie alle ab! Das britische Pfund verliert damit weiter an Boden. Forex-Händler können mit relativer Sicherheit auf dessen Verfall wetten.
Britisches Pfund muss herbe Rückschläge einstecken
Ein Lösungsansatz zum weichen Brexit rückt in weite Ferne. Am Morgen nach der Abstimmung geht das britische Pfund in den nächsten Sinkflug.
- Im Devisenhandel verlor das britische Pfund an Wert und notierte bei 1,3170 US-Dollar.
- Auch der Euro gab nach und platzierte sich bei 1,1245 Dollar
- Wohingegen der Dollar zur japanischen Währung zulegte (1 Dollar = 110,20 Yen)
Kein Austritt ohne Abkommen
Das britische Unterhaus stellte gestern Abend klar, dass es den EU-Austritt nicht ohne ein Abkommen vollziehen werde. Präsidenten Therese May deutete zwischendurch auf einen möglichen Rücktritt hin.
Im britischen Parlament will man den Brexit erreichen. Dazu gäbe es keine Alternative, wie May sie in den letzten Wochen immer wieder vorlegte. Ihre Pläne sahen stets eine engere Bindung zu EU vor. Ein Austritt ohne Abkommen oder gar ein zweites Referendum kommen nicht in Frage.
Das es morgen zum geplanten EU-Austritt kommt, dürfte sich damit erledigt haben. Bereits am Montag soll es weitere Testabstimmungen im Unterhaus geben. May wolle die nächste Phase der Brexit-Verhandlungen womöglich nicht leiten, wenn der weiche Ausstieg gelingt.
„Ich bin darauf vorbereitet, diesen Posten früher zu verlassen als beabsichtigt, um das Richtige für unser Land und für unsere Partei zu tun“, so May. Sie berücksichtigt dabei, dass der Wunsch nach einer neuen britischen Führung besteht. Sie wolle sich dem „nicht in den Weg stellen“. Jedoch ließ sie dabei offen, für wann ihr Rücktritt angedacht sei.
Über mögliche Nachfolger spekulierten die Medien bereits am Wochenende. Umweltminister Michael Gove und Vizepremier David Lidington wurden genannt. Letzterer gilt der EU wohl gesonnen, während Gove den Brexit unterstützt.
Weil abzusehen war, dass am morgigen Freitag kein Brexit stattfindet, bot Brüssel eine Verschiebung bis zum 22. Mai an. Dafür müsste das britische Unterhaus aber noch in dieser Woche dem Austrittsvertrag zustimmen. Ansonsten wird nur eine Verlängerung bis zum 12. April gewährt.
So oder so braucht es nun konkrete Pläne, wie die Beziehung zwischen Großbritannien und der Europäischen Union weiter bestehen soll. Ohne Abkommen, so prophezeien es viele Ökonomen, dürfte dies schwerwiegende Folgen für die britische Wirtschaft haben.