Der US-Haushaltsnotstand könnte sich langfristig zu einer Zerreißprobe für das internationale Währungssystem entwickeln. Noch bleibt der Dollar in der Defensive. Wie lange dieser Zustand anhält ist wohl auch abhängig davon, welche Einigungen in der US-Politik erzielt werden können und wann es zu ersten Entscheidungen kommt. Unterdessen wird für Investoren auch die Anlage in den Euro immer unsicherer. Zentralbanken setzen als Reserve-Währung vermehrt auf australischen und kanadischen Dollar.
Wie das Handelsblatt zitiert hält der Währungsexperte Minori Uchida von der Bank of Tokyo-Mitshubishi die US-Regierung länger für zahlungsfähig, als allgemein angenommen. Der Haushaltsnotstand hält Gelder zurück, sodass der 17. Oktober als Stichtag für die US-Zahlungsunfähigkeit noch hinausgezögert werde. Bis zu einem Monat könne der aktuelle Zustand demnach anhalten. In dieser Zeit stehe der US-Dollar am internationalen Währungsmarkt laut Uchida deutlich unter Druck.
Krisen-Gefahr in Europa?
Die Zentralbanken haben eine eindeutige Tendenz: Sie verlassen sich als Reserve-Währung mittlerweile lieber auf australischen und kanadischen Dollar und stehen dem Euro mittlerweile beinahe so kritisch gegenüber, wie dem US-Dollar während des Verwaltungsstilstandes. Die Erwartungen sind sowohl an Euro, als auch an den US-Dollar deutlich gesunken. Beide Währungen stehen bei Investoren nicht länger für Stabilität.
Verantwortlich für die Einschätzungen ist sicherlich vor allem die anhaltende Euro-Krise. Die Länder Zypern und Griechenland scheinen zwar soweit aus den größten Schwierigkeiten raus zu sein, doch wird damit gerechnet, dass auch in den nächsten Monaten weitere Milliardenhilfen eingesetzt werden müssen. Die Krise könnte sich zunehmend auf weitere Euro-Länder wie Frankreich und Deutschland auswirken.
Hohe Profite ohne Risiko
Australien und Kanada gelten seit Jahrzehnten als wirtschaftlich unabhängig und stabil. Gerade in der Krise in vielen anderen Teilen der Welt könnten die Währungskurse dort langfristig deutlich steigen. Als Reservewährungen sind sie schon jetzt etabliert. Experten gehen hier von risikolosen, aber hohen Profiten aus. Im zweiten Quartal 2013 wurden von den Zentralbanken 14 Milliarden US-Dollar in den Kanada-Dollar und etwa 2,5 Milliarden in den australischen Dollar gesteckt. Besonders die Zentralbanken der westlichen Industrienationen sehen beide Währungen als besonders zukunftsfähig. Zuvor haben sich zumeist Schwellenländer dort eingekauft, die nun auch vom Run auf die Währungen profitieren. Gleichzeitig wird deutlich: die westlichen Zentralbanken gehen von einer Verschärfung der Krise im Euro-Raum aus.
US-Dollar bei Währungsreserven noch immer an Platz 1
Ein Blick auf die Verteilung der internationalen Währungsreserven der Zentralbanken zeigt allerding: der US-Dollar macht noch immer einen großen Teil aus. Etwa 62 Prozent und damit etwa 3,8 Billionen Dollar liegen in der amerikanischen Währung. Die Zentralbanken halten den Euro mit lediglich 1,4 Billionen Dollar. Stabil ist dieser dennoch nicht: im zweiten Quartal 2013 konnte laut den Deutschen Wirtschafts-Nachrichten zwar wieder Gewinn erzielt werden, doch gleicht dieser nicht die Hälfte der Verluste aus Quartal 1 2013 aus. Anders in den USA: zwar wurden die Reserven um etwa 7 Milliarden Dollar reduziert, doch gehen Zentralbanken davon aus, dass Anfang 2014 wieder deutliche Kurssteigerungen zu verzeichnen sind. Laut der Scotiabank soll es im dritten Quartal 2013 wieder erste Zuwächse gegeben haben. Hier muss aber auf die offiziellen Zahlen gewartet werden.