Die gestrige Sitzung der EZB-Notenbanker brachte nichts Neues herovr. Der Leitzins bleibt vorerst unverändert, erklärte Notenbank-Chef Draghi nach dem Meeting. Sofern aber nötig, wird man alle Mittel nutzen, um die Deflation zu bekämpfen.
Unkonventionelle Maßnahmen in Aussicht
Jahrelang wurde vor der steigenden Inflation gewarnt, nun geht es anders herum. Die Deflation droht, so meinen manchen Experten. Draghi sieht noch keinen Handlungsbedarf, warnt aber vor: „Im EZB-Rat herrscht Einstimmigkeit, dass gegebenenfalls auch weitere unkonventionelle Maßnahmen im Rahmen unseres Mandats eingesetzt werden können, wenn die Inflation zu lange sehr niedrig bleibt.“ Die zuletzt bekanntgegebenen 0,5 Prozent stehen nicht für stabile Preise. Dies würde aktuell bei einem Wert knapp unter der zwei Prozentmarke der Fall sein.
Bislang war immer nur von der Senkung des Leitzins die Rede, um der drohenden Deflation entgegen zu wirken. Mit 0,25 Prozent sind aber schon fast alle Mittel ausgereizt. Welche Möglichkeiten hat die EZB aber noch, um die Geldpolitik zu beeinflussen. Eine Theorie besteht darin, den Zinssatz unter null zu senken. Dadurch würden Banken gezwungen, ihr Geld in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher zu geben. Andernfalls würden sie draufzahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken ließen.
Oder die EZB schließt sich der Geldpolitik der USA und Großbritanniens an. Dort werden zurzeit Staatsanleihen im großen Stil aufgekauft, um damit das Gleichgewicht wiederherzustellen. „Wenn nötig, können wir schnell handeln“, betonte Draghi. Was die Zwei-Prozent-Marke betrifft, so rechnet er erst Ende 2016 mit einer erneuten Annäherung der Inflationsrate.
Scharfe Kritik am EZB-Meeting
Der Fixed Income Investment Manager Luke Bartholomew ist gegen die Entscheidung der EZB: „Die gestrige Untätigkeit der EZB wird der zerbrechlichen Erholung der Eurozone nicht helfen.“ Der Ausblick für die europäische Wirtschaft ist mager: „In dem, was Draghi gestern gesagt hat, waren nur wenige Schmankerl enthalten, die die Märkte aktuell besänftigen könnte. Er signalisierte eine einstimmige Unterstützung für unkonventionelle Maßnahmen. […] Aber nur reden und nicht handeln bringt einen nur bis hierhin und nicht weiter.“ Nun muss geschaut werden, wie die Märkte auf den EZB-Entscheid reagieren.