Die Libor-Affäre zieht bald weitere Kreise als angenommen. Nun stehen auch Unternehmen wie der Ölkonzern BP unter Verdacht, sich an korrupten Devisen-Geschäften beteiligt zu haben, um den Markt zu ihrem Vorteil zu verändern.
Weiträumige Kontrollen in Sicht
Eine ganze Palette von internationalen Großbanken musste sich schon einer Untersuchung ergeben oder werden derzeit noch geprüft. In den Medien verbreitete sich ein Bericht wie das berühmte Lauffeuer, welcher nachgewiesen haben soll, dass BP dubiose Absprachen mit Devisenhändlern gemacht hat. Dieser Aussage wiedersprach der Ölkonzern BP sofort. Die zuständige Finanzaufsicht ließ durch einen Sprecher mitteilen, dass man sich eine Untersuchung von BP noch offenhält. Seit Jahren ist bekannt, dass Ölfirmen die Kursschwankungen in verschiedenen Ländern mit dem Devisenhandel abfangen und ausgleichen.
Quelle Bloomberg
Konkret wurde die Information von der Agentur Bloomberg herausgegeben. Diese soll einen Mitarbeiter von BP befragt haben und dieser gab zu, dass er von einem wichtigen Devisenhändler der Lloyds-Bank im Januar 2013 kontaktiert worden war. Dieser gab preis, dass ein Kunde seiner Bank 300 Millionen Pfund in Dollar zu einem bestimmten Zeitpunkt wechseln sollte. Eine ideale Möglichkeit um im Devisenhandel die richtigen Einsätze zu tätigen. Der Lloyds-Händler ist mittlerweile suspendiert und die Bank selbst startete mit einer internen Untersuchung.
Hintergrund zum Devisen-Skandal
Die USA und Großbritannien handeln nachweislich am meisten mit Devisen. Dort wurden Unregelmäßigkeiten festgestellt, die Einfluss auf den 5,3 Billionen Dollar schweren Markt genommen haben sollen. Händler und Banken geben Informationen preis, die sie dann zur ihrem Vorteil nutzen. Referenzkurse werden auf diese Weise manipuliert. In diesem Fall wird besonders das Londoner Fixing fokussiert. Mehrere Aufsichtsbehörden haben Alarm geschlagen, über 20 Devisenhändler wurden bereits nach den ersten Sichtungen entlassen. Davon betroffen waren auch die Deutsche Bank, Barclays und Goldman Sachs.
Erstmalig kam der Verdacht großer Manipulation auf, als sich die großen Devisenhändler am 4. Juli 2006 trafen. Das Meeting in einem Restaurant der Londoner Innenstadt hatte der Chefhändler der Bank of England arrangiert. Teilnehmer berichteten über korrupte Devisenhändler, die Preise ganz bewusst in eine Richtung treiben würden. Einen wirklichen Grund für das Fixing konnten sie hierfür nicht erkennen. Erst jetzt, acht Jahre später kam man auf die Idee, die Angelegenheit öffentlich zu machen. Die Bank of England muss sich nun erklären, warum sie diese Befürchtung so lange geheim hielt. Geschädigt sind damit am Ende wieder einmal die Kunden und es zeigt sich, dass die Selbstverwaltung der Finanzmärkte keine guten Ergebnisse fördert auf lange Sicht.
Worum handelt es sich bei dem Libor-Zins, der hier die Wurzel allen Übels sein soll? Er regelt die Basiskonditionen für Kreditkosten, Hypotheken und Sparzinsen. 400 Milliarden Dollar liegen in diesem Markt und eine Manipulation wirkte sich auch auf nicht beteiligte Banken, Unternehmen und Privatanleger aus. Deshalb ist es aktuell so interessant, was die Kontrollen zu Tage fördern werden.