Der Ölpreis fiel in den vergangenen Wochen zunehmend und für einen der Hauptexporteure weltweit bedeutet dies massiven Druck. Venezuela hat viele Rohstoffe und ein Großteil seiner Wirtschaftsleistung wird über die Ausfuhren damit generiert. Die Regierung hatte lange Zeit an den Kursvorgaben für seine Währung festgehalten, doch nun können sie diese nicht mehr halten. Der Devisenhandel wird damit noch in dieser Woche einen Ansturm erleben.
Eine kleine Revolution
Den Venezolanischer Bolívar zu lockern und das Devisenkontrollsystem weitestgehend zu lockern erschien den Währungshütern die einzig sinnvolle Maßnahme zu sein. Der freie Handel mit anderen Währungen soll dann ausschließlich durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden. So erklärten es Zentralbank-Chef Nelson Merentes und Finanzminister Marco Torres.
Dieser drastische Wechsel in der Geldpolitik dürfte für viel Bewegung am Forex-Markt sorgen. In den ersten Tagen ist mit erheblichen Ausbrüchen des Kurses in beide Richtungen zu rechnen. Nach mehr als einem Jahrzehnt herrscht dann aber endlich wieder ein Gleichgewicht statt der staatlichen Vorgaben für Wechselkurse. Die Regierung erhöfft sich dadurch eine Entspannung der Lage am Devisenmarkt.
Der Grund für die Freigabe
Venezuela hat ein erhebliches Importproblem, was zu Lieferengpässen in der Versorgung führt. Man selbst konzentriert sich auf die Produktion von Rohöl und Gas, die Landwirtschaft bleibt auf der Strecke. Also müssen Lebensmittel wie Mehl, Milch und kosmetische Produkte aus dem Ausland beschafft werden. Dies gelingt aber nur mit ausreichend Devisen und da dies bislang nicht der Fall war, bildeten sich große Schlangen vor den Discountern. Die angespannte Situation hätte bald zu großen Unruhen geführt und das wollte die Regierung verhindern.
Neue Strukturen braucht das Land, damit die sozialen Unterschiede schwinden und die Politik wieder einheitlich agiert. Der Preisverfall des Rohöls hat in Venezuela schwerwiegende Probleme ausgelöst. Die sehr einseitige Ausrichtung seiner Wirtschaft bekommt das Land nun richtig zu spüren, obwohl dies schon längst bekannt ist. Die fixen Wechselkurse stützten sich dabei auf die stabilen Exportpreise für Mineralöl. Die großen Gewinne der vergangenen Jahre hätte man für Reformen nutzen müssen, was aber ausblieb.
Es wird heiß hergehen am Devisenmarkt
Wenn die Freigabe erteilt wird, dann sollte es drunter und drüber gehen. Der Bolivar wurde unter der Hand für schon sehr hoch gehandelt. Am Schwarzmarkt bringt ein Dollar 180 Bolivar ein. Genau so stellen es sich die Ökonomen nun auch vor wenn sich der Devisenhandel in Venezuela öffnet. Erfahrene Forex-Händler haben den Trend schon kommen sehen, denn in den vergangenen Wochen wurde eine staatliche Handelsplattform für Devisen gegründet.
Doch der Schritt ist sehr gewagt, weil vermutet wird, dass die sowieso schon hohe Inflation nun noch mehr Feuer erhalten könnte. Doch der Regierung bleibt in der aktuellen Situation nichts anderes übrig. Entweder wendet sich damit die Krise vom Land ab oder es wird noch schlimmer. Einige Beschränkungen bleiben jedoch erhalten. Lebensmittel und Medikamente behalten ihren fixen Kurs von 6,30 Bolivar pro Dollar.