Historische Wertverluste möglich: Wenn es nach Experten geht, dann sind die sinkenden Währungen in Indien, Japan, Thailand und der Türkei die Vorboten einer weltweit belastenden Asienkrise. Die aktuellen Wertverluste scheinen sich nicht stoppen zu lassen. Auch die Aktienmärkte sind mittlerweile von Kursverfällen betroffen. Es naht Böses.
Nachdem Asien in den letzten Jahren als sichere Kapitalanlage galt rudern Investoren mittlerweile deutlich zurück. Massenhaft entziehen sie dem dortigen Markt ihr Geld. An einen weiteren Aufwärtstrend scheint niemand mehr zu glauben. Die Ursachen werden besonders im Westen gesucht. Die Zentralbanken verfolgen keine klaren Ziele mehr und scheinen keine konkreten Überlegungen für die langfristige Zukunft zu haben. Nach der Asienkrise der Jahre 1997 und 1998 rechnen viele Experten damit, dass die Wirtschaftsdefizite in den nächsten Monaten wieder ähnlich ausfallen und die Märkte nachhaltig belasten könnten.
Währungsverfall bedroht Wirtschaften und verscheucht Investoren
Beispielhaft für die deutliche Negativentwicklung im asiatischen Raum ist die indische Rupie. Die Währung zeigte seit Anfang des Jahres einen massiven Wertverlust von satten 18,6 Prozent – Tendenz weiter stark steigend. Mitte der letzten Woche erreichte die Rupie dann ihr Allzeit-Rekordtief und lag bei 64,54 für einen US-Dollar. Ein Schock, der auf den asiatischen Märkten sehr deutlich zu spüren war und die Stimmung noch einmal verschlechtert hat. Lasanka Perera von Global FX Partners brachte die Situation gegenüber CNBC treffend auf den Punkt: „Die Rupie ist außer Kontrolle“. Schuld gibt sie vor allem der Zentralbank, die es nicht geschafft habe, Stabilität und Vertrauen in die Währung und die Wirtschaft Indiens zu bringen. Seit Ende Mai sind etwa 11,4 Milliarden Dollar aus dem Anleihen- und Aktien-Markt geflossen.
Ähnlich bedrohlich entwickelt sich die Situation in Indonesien. Die dortige Währung hat seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar bereits über zehn Prozent verloren. Die Renditen für Staatsanleihen steigen deutlich. Besserung ist auch hier nicht in Sicht. Ähnliche Verzweiflung auch in der Türkei, wo die Lira mit einem Minus von 8,7 Prozent gegenüber dem Dollar zu kämpfen hat. Maßnahmen werden von der türkischen Zentralbank zwar unternommen. Die seit Monaten anhaltende Abwertung der Währung können sie aber scheinbar nicht beenden. Ob sich die Erhöhung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte auf 7,75 Prozent vor einer Woche als Glücksgriff herausstellt bleibt abzuwarten.
Falsche Wirtschaftspolitik, verstörte Investoren
Doch was belastet den asiatischen Markt? Die bröselige Geldpolitik der Fed und anderen Zentralbanken scheuchte die Investoren in den asiatischen Raum. Kurzfristig wurde die dortige Wirtschaft deutlich gestärkt. Nachdem die aktuellen Wirtschaftszahlen der Länder die hohen Ansprüche aber nicht befriedigen können ziehen sich immer mehr Investoren zurück. Viele asiatische Länder sind darüber hinaus im Ausland sehr verschuldet. Vorherrschende Reaktion ist die Abwertung der Währungen, was die Unternehmensschulden in Asien erhöht. Investoren rechnen deshalb mit Pleiten. Die wenigsten Unternehmen können demnach ihre Schulden begleichen.
Die einsetzende Inflation machte das Begleichen von Krediten schwer. Es hat sich eine riesige Blase gebildet, die nun von Unternehmen und Haushalten langsam wieder abgebaut werden muss. Man sei gezwungen, große Vermögenswerte zu verkaufen. Der einsetzende Abverkauf muss nun begrenzt werden. Eine große Aufgabe für die Politik, die nicht auf die Hilfe von westlichen Zentralbanken hoffen kann.