Eine Talfahrt der Gefühle für Devisenhändler. Erst zeigt sich der Euro so stark wie lange nicht mehr und behauptet seine Position am Markt einige Wochen, jetzt zeigt er sich von seiner Schattenseite. Die Gemeinschaftswährung macht einmal mehr klar, wie sehr alles von den Großinvestoren abhängig ist. Der Euro fiel heute unter die wichtige Marke von 1,36 Dollar. Die EZB muss es nun mit ihrem Zins-Entscheid richten.
Zwei Cent weniger in einem Monat
So sieht der Wertverlust auf dem Chart aus. Seit Beginn des Monats musste der Euro zwei US-Cents weniger hinnehmen. Die EZB will sich nun in den kommenden Wochen dazu äußern, wie es mit der Währung weitergehen soll. Es drohen Negativ-Zinsen für Banken, um die Deflation zu bekämpfen. Aber die Währungshüter behalten sich noch andere Optionen vor, um den Kurs zu stabilisieren.
Der Euro gibt dem Dollar immer weiter nach, so mussten es heute die Analysten in Frankfurt am Main abermals feststellen. Das Dreimonats-Tief wurde erreicht und es dürfte noch weiter nach unten gehen. Bei 1,36 Dollar lag der Verlust um die 0,2 Prozent zum Vortag. Zeitweise war er schon auf 1,3596 Dollar abgerutscht.
Gründe für den Abfall
Obwohl die Saisonarbeit nun wieder in den Mittelpunkt rückt, sind die Arbeitslosenzahlen im Mai weiter gestiegen. Die Eurozone hat zudem weniger Kredite vergeben, sodass die Geldmenge im Umlauf geringer ist als erwartet. Alles wartet gespannt auf eine mögliche Zinssenkung in der nächsten Woche. Dann tagt die Europäische Zentralbank wieder und kommt hoffentlich zu einem Ergebnis mit Veränderungen zum Positiven.
Phyllis Papadavid leitet die Devisenstrategien bei der BNP Paribas SA in London und meint dazu: „Die Zahlen zu M3 waren eine deutlich negative Überraschung. Das wird der EZB neben dem schrumpfenden Kreditvolumen zusätzliche Sorgen machen. Es bietet weitere Gründe für eine Lockerung der Geldpolitik und passt ins allgemein negative Euro-Thema.“
Spekulationen erregen Aufmerksamkeit
Eigentlich kann die EZB ihre Geldpolitik nicht noch weiter lockern, doch der Preisverfall muss gestoppt werden. Die Spekulationen sollten bald ein Ende haben, denn sie schaden dem Euro nur noch weiter. 1,7 Prozent verlor der Euro allein in diesem Monat zum Dollar. Der Leitzins von 0,25 Prozent soll noch weiter gesenkt werden. Dies erwartet auch die Mehrheit der Anleger und Analysten. Negativ-Zinsen wären eine Lösung, wenn auch nicht gern gesehen. Am Donnerstag nächster Woche wissen wir hoffentlich mehr.