Während in den USA der Leitzins schrittweise angehoben wird, soll in Europa noch lange alles so bleiben. Das erklärte EZB-Chef Mario Draghi. Es gibt also weiter billiges Geld aus dem weit geöffneten Hahn der Zentralbank. Schließlich sei die Inflation noch nicht am Ziel angekommen. Zudem wird an deren Nachhaltigkeit gezweifelt. Die Nullzins-Politik begünstigt Darlehen und Finanzierungen, bereitet allen Sparern aber gleichzeitig einen Alptraum.
Geld zu 0% von der EZB
Wenn die Banken bei der EZB anfragen, dann erhalten sie praktisch kostenlos Geld gestellt. Sie zahlen nämlich keine Prozente! Am Donnerstag hatten sich die Währungshüter erneut in Frankfurt versammelt und bestätigten den flachen Leitzins. Außerdem müssen die Banken weiterhin Strafzinsen von 0,4 Prozent zahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB einlagern. Und dann wären noch die milliardenschweren Käufe von Staatsanleihen. Auch an ihnen hält die Europäische Zentralbank vorerst fest.
Für die EZB sei es wichtig, dass sich die Inflation nahe den 2,0 Prozent bewege und zwar dauerhaft. Einen deutlichen Sprung gab es im Februar, weil die Ölpreise angezogen hatten. Ökonomen rechnen aber mit einer Stabilisierung dieses Effekts, sodass von hier kaum eine weitere Teuerung ausgehen wird.
Das Kaufprogramm für Staatsanleihen sollte eigentlich in diesem Monat enden. Doch die EZB beschloss im Dezember eine Verlängerung bis Ende 2017. Weitere neun Monate werden dann 60 Milliarden statt 80 Milliarden Euro ausgegeben. Notfalls sogar noch länger, wie Draghi in Aussicht stellte.
Sparer werden zu Risikoanlagen gezwungen
Während sich in diesen Zeiten Finanzierungen sehr lohnen, weil deren Zinssätze absolut am Boden liegen, graut es Sparern. Tagesgeldkonten mit 0,01% Verzinsung sind ein Witz. Festgeld bietet auch nicht sonderlich mehr. Wer sein Geld irgendwo ohne Risiko für 1% anlegen kann, ist heutzutage schon gut situiert. Wer dennoch mehr aus seinen Anlagen machen möchte, wird dazu gezwungen gewisse Gefahren in Kauf zu nehmen.
Aktien, Fonds & Co boomen deshalb immer mehr. Ob das ein gewünschter Nebeneffekt der EZB ist? Billiges Geld soll geliehen und investiert werden. Dadurch erhofft sich die EZB eine Belebung der Konjunktur. Gegenwind gibt es nun mehr als genug, denn die eingetretene Teuerung sei ein erstes Anzeichen auf Besserung. Ifo-Chef Clemens Fuest warnte dazu: „Die EZB sollte ihre Geldflut eindämmen, sonst besteht die Gefahr, dass sie über ihr Ziel hinausschießt.“
Inflation benötigt noch mehr Hilfe
Innerhalb der Eurozone zieht die Wirtschaft langsam an, was aber noch kein Grund für Euphorie bei den Währungshütern ist. Der Effekt sei noch zu kurzfristig und müsse sich erst langfristig beweisen. Deshalb wird noch keine Anhebung des Leitzinses in Aussicht gestellt.