Das mit der Fusion aus Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) wird wohl nie etwas werden. Mittlerweile befindet man sich im fünften Versuch und auch dieser gilt nun als gescheitert. Gründe gibt es viele, die meisten sind persönlicher Natur und irgendwie scheint der Brexit auch noch eine Rolle zu spielen.
Frankfurt und London leben getrennt weiter
Kaum jemand hat noch die Hoffnung, dass es dieses Mal mit der Fusion klappen wird. Am Sonntagabend erklärte die London Stock Exchange, dass sie auf eine Bedingung der Deutschen Börse nicht eingehen kann. Doch genau an dieser hängt alles was den Zusammenschluss betrifft. „Basierend auf der aktuellen Position der Kommission geht die LSE davon aus, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Kommission die Fusion genehmigen wird“, heißt es aus London. Somit wäre der Deal von 25 Milliarden Euro geplatzt.
Dabei erhielt man von beiden Seiten viel Zuspruch, die Aktionäre hatten sich schon auf eine Fusion gefreut. Kein Wunder, denn die Synergien hätten vermutlich 450 Millionen Euro eingebracht. Eine deutsch-britische Hochzeit scheitert zum fünften Mal. Dabei wurde sie von langer Hand vorbereitet. Immerhin liegt der Beschluss schon gut ein Jahr zurück.
Ein europäisches Schwergewicht wollte man schaffen, um den amerikanischen Konkurrenten CME und ICE die Stirn bieten zu können. Carsten Kengeter, Leiter der Deutschen Börse, hatte sich sehr stark dafür eingesetzt. Dieser muss sich inzwischen gegen die Vorwürfe des Insiderhandels wehren. Zwei der vorangegangenen Fusionsgespräche der Deutschen Börse und LSE, kamen erst gar nicht an die Öffentlichkeit.
Uneinigkeit über den Hauptsitz
Klar war, dass die beiden Börsen eine Holding gegründet hätten. Doch wo deren Hauptsitz liegen sollte, darüber wollte man sich nicht einigen. Alles deutete auf London hin und Frankfurt kritisierte dies von Beginn an. Mit dem Brexit-Votum verlangte das Land Hessen die Verlegung nach Frankfurt. Das spielt insofern eine Rolle, weil die Hessische Börsenaufsicht, neben der EU-Kommission, diesem Deal zustimmen müsste.
Ein wenig überraschend kam das alles nun doch. Brüssel wird sein Veto wohl nicht vermeiden können. Dabei sei man schon bereit gewesen, die Abwicklung via Clearnet SA an die Euronext für 510 Millionen Euro zu verkaufen. Doch das genügt der Kommission nicht. Weitere Zugeständnisse standen auf dem Plan. Und nun das: Am Wochenende teilte die LSE-Chefetage mit, dass der Deal scheinbar geplatzt sei.
So mancher hatte dies aber schon vorhergesehen. Hessens Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) erklärte zum Monatsanfang, dass es hierbei eine „nationale Loyalität“ gäbe. Großbritannien wolle einfach nicht zugeben, dass der geplante Brexit auch erhebliche Nachteile mit sich bringt.