Als EZB-Direktorin hat Sabine Lautenschläger einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung der Geldpolitik. Sie erwartet nun, angesichts der neuesten Zahlen zur Inflation, dass es bald ein Ende des billigen Geldes geben wird. Doch da hat EZB-Chef Mario Draghi immer noch das letzte Wort zu sprechen.
„Vorbedingungen sind erfüllt“
Für Lautenschläger ist die Zeit zur schrittweisen Abkehr von dieser Geldpolitik gekommen. Die Daten zur Inflation sprechen dafür, denn diese befindet sich auf einem stabilen Anstieg. Nun muss sie zeigen, ob sie andere mit ihrem Optimismus anstecken kann. Sechs Mitglieder sitzen im EZB-Direktorium. Lautenschläger springt als Erste in die Bresche. Ist bald Schluss mit dem Quantitative-Easing-Programm?
Insgesamt hat die EZB 2,3 Billionen Euro für seine EU-Länder eingeplant. Notfalls sogar mehr, um die Inflation zu beflügeln. Von Mario Draghi gab es dazu keine wirkliche Aussage, er setzt den Kurs fort. Der EZB-Chef merkte nur an, dass man aktuell nicht über dieses Thema spricht.
In Deutschland hatte die Inflation im Dezember schlagartig 1,7 Prozent erreicht und lag damit sehr nah an den anvisierten 2,0 Prozent. Doch das traf eben nur auf Deutschland zu und weitere Mitgliedsstaaten schwächeln weiterhin. Deshalb will Draghi den Geldhahn offen lassen. Dennoch, auf das Jahr 2016 betrachtet, ergab sich eine Teuerungsrate von 1,1 Prozent für den Euroraum. Ein Wachstum, welches wir zuletzt vor drei Jahren hatten.
Doch Lautenschläger rief zu mehr Weitsicht auf. „Alle Vorbedingungen für einen stabilen Anstieg der Inflation sind gegeben. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass wir uns bald der Frage eines Ausstiegs widmen können“, so die EZB-Direktorin. Dagegen spricht, dass die Kernteuerung (ohne Energie, Nahrungsmittel, Tabak und Alkohol) immer noch auf sehr niedrigem Niveau verweilt.
Anleihekaufprogramm bis Ende 2017 verlängern
Vor einer Woche schlug Mario Draghi deswegen bekannte Töne an. Das Anleihekaufprogramm wird verlängert, jedoch mit kleinerem Volumen. Statt 80 sind es nur noch monatlich 60 Milliarden Euro. (ab April 2017) Das dürfte in den Plan von Lautenschläger hageln, welche eine schnelle Beendigung herbeisehnt.
Um nicht abrupt den Geldhahn zu stoppen, schlägt die Direktorin vor, dass man schrittweise „die Dosis“ absetzt. Dadurch sollen gewisse Risiken minimiert werden. Wenn es soweit sein sollte, dann gehen die Analysten auch von einem baldigen Anstieg des Leitzinses aus. Alles was in diese Richtung deutet, nehmen Investoren und Anlageberater zum Anlass für neue Kalkulationen ihrer Konditionen.