Endlich scheint der kritische Punkt der europäischen Inflation überschritten zu sein. Der lang ersehnte Effekt ist eingetreten, wodurch die Teuerungsrate tatsächlich einen Sprung gemacht hat. Außer in Italien, denn dort gibt es seit über 50 Jahren wieder eine Deflation zu verzeichnen.
Ölpreis als Puffer vorbei
Einer der Hauptgründe für die Mini-Inflation und teilweise Deflation der letzten Jahre, lag in den Energiepreisen begründet. Allen voran das Rohöl war lange Zeit sehr günstig. Doch die jüngste Entwicklung bricht mit der Gewohnheit, das Barrel Öl kostet nun wieder deutlich mehr. Verbraucher haben es längst an den Zapfsäulen zu spüren bekommen. Und von den Energiepreisen sind sehr viele Branchen abhängig. Somit ergibt sich ein Wachstum der Verbraucherpreise um 1,1 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr. (Quelle: Eurostat)
Im November lag die Inflation noch bei 0,6 Prozent und war damit schon auf einem guten Weg. Doch nun gab es die höchste Rate seit dem Herbst 2013. Da der Durchschnittswert aus allen Euroländern gebildet wird, gibt es je nach Region Schwankungen. Italien hat sich als Tiefflieger bewiesen, denn dort sank die Inflation bzw. die Verbraucherpreise fielen um 0,1 Prozent. Ein historisches Tief, welches die Istat verkündete. Doch für 2017 rechnet man bereits wieder mit einer Inflation von 1,0 Prozent.
Warum ist Deflation so negativ behaftet?
Als Verbraucher freut man sich über sinkende Preise, egal ob beim Tanken oder Shopping. Auch Dienstleistungen sind mitunter sehr kostenintensiv. Warum ist die Deflation also negativ zu betrachten?
Im aktuellen Fall in Italien kann von einer mangelnden Nachfrage an Produkten und Dienstleistungen ausgegangen werden. Wenn ein Unternehmen weniger Umsatz und Gewinn generiert, führt sie bald darauf einen Sparkurs ein. Das wiederum endet meistens in einem Stellenabbau. Die entlassenen Mitarbeiter verdienen weniger Geld, was den Konsum schwächt. Die Deflation kann also in gewissen Situationen eine große Kettenreaktion nach sich ziehen.
Den Zentralbanken bleibt oft nichts anderes übrig als die Zinsen zu senken, um der Deflation entgegenzuwirken. Zeitgleich wird mit der Flut von „billigem Geld“ begonnen. Die Märkte erhalten günstige Kredite. Unternehmen und Privatpersonen sollen sie annehmen, um damit die Wirtschaft anzukurbeln. (Investitionen, Konsum etc.)
Für Europa war seit einigen Wochen klar, dass es zu einem Anstieg der Inflation kommen wird. Hauptsächlich durch das Wachstum der Rohölpreise. Die fossile Energiequelle hat seit langem Mal wieder an Wert gewonnen. Ebenso angezogen haben die Preise für Dienstleistungen und Lebensmittel. Auch Produkte aus der industriellen Fertigung haben leicht mehr gekostet. Nun ist die EZB auf gutem Weg zu ihrem Ziel: Einer Inflation von knapp zwei Prozent.