Die russischen Bürger kaufen trotz schwachem Rubel verstärkt ein. Sie verfallen regelrecht in einen Kaufrausch und das hat seine Gründe. Die Währung erreicht immer neue Tiefpunkte, aber zeitgleich wollen die Russen so viel konsumieren wie schon lange nicht mehr.
Die Ursache?
Auf den ersten Blick lässt es sich nicht leicht verstehen was hier passiert, der Einzelhandel freut sich jedoch über den unerwarteten Ansturm. Elektronik, Möbel und Fahrzeuge, jetzt wird der Sparstrumpf geplündert, denn die Mehrheit rechnet mit einer Kostenexplosion. Ein schwacher Rubel bedeutet nämlich, dass die Preise heruntergesetzt werden müssen, zumindest theoretisch. Greifen hier die Sanktionen der USA und EU-Länder gegenüber Russland etwa?
Seit Jahresanfang hat der Rubel ein Drittel seines Wertes verloren, wenn wir ihn mit dem Euro vergleichen. Sanktionen und ein fallender Ölpreis haben den Preisverfall ausgelöst. Um dies zu kompensieren mussten die Händler die Preise kräftig anziehen, die russische Zentralbank rechnet mit einer Inflation von 10 Prozent am Jahresende.
Und dennoch räumen die Bürger die Regale leer, die Einkaufszentren sind extrem gut besucht in diesen Tagen. Immer kurz bevor die Ankündigung der Preiserhöhung wirken sollte, haben die Verbraucher die Geschäfte gestürmt. Ikea hatte da schlau taktiert und somit holten sich die Russen was nur ging aus den schwedischen Möbelhäusern. Apple hatte den Preisanstieg hingegen nicht bekanntgegeben, sondern einfach vollzogen. Zum Teil kosten iPad, iPhone und iPod nun 20 Prozent mehr.
Russische Bevölkerung weiß wie es geht
Für die russischen Bürger gibt es einen großen Vorteil gegenüber vielen anderen Staaten: Sie kennen sich mit Inflation und Wechselkursschwankungen aus! Im letzten Viertel Jahrhundert kam es mehrmals zu solchen Talfahrten, gefolgt von bejubelten Hochs. Der Rubel und seine Besitzer haben sich daran gewöhnt. Deshalb weiß die Bevölkerung auch wie sie auf die aktuelle Situation reagieren muss. „In diesem Punkt unterscheidet sich Russland von Industrieländern, in denen die Menschen anfangen zu sparen, wenn eine Krise beginnt“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Igor Nikolajew. Der Kaufrausch entspannt die Lage zumindest für eine kurze Zeit, welche die Zentralbank für die nötigen Maßnahmen benötigt.
Was kommt nach dem Kaufrausch?
Vor Jahresende sollen Elektrogeräte, Autos, Kleidung und allerlei andere Dinge gekauft werden, so raten es manche Medien Russlands. In 2015 soll dann nämlich der große Hammer fallen. Höchstens ein oder zwei Monate hält dieses enorme Umsatzwachstum noch an, danach wird mit der großen Rezession gerechnet. Also jetzt am besten noch nicht verderbliche Lebensmittel dazu kaufen, bald muss der Gürtel wieder enger geschnallt werden. Die Kauflust soll sich dann ab dem nächsten Jahr auf einem Niveau befinden wie es zuletzt in 2009 der Fall war.