Eine klare Linie sieht anders aus. Während Russland um Milliarden-Einnahmen fürchtet, geht Saudi-Arabien in die Offensive. Die Opec-Mitglieder hatten sich auf Wunsch von Venezuela zu einem Treffen in Wien verständigt. Das Öl-Kartell hatte es sich zum Ziel gesetzt, wieder eine einheitliche Linie beim Ölpreis zu finden. Dieser Plan ging nicht auf, weil der Nahe Osten einen ganz anderen verfolgt.
Druck aus den USA
Das Fracking ist in den USA auf dem Vormarsch. Die Gewinnung von Rohöl aus dem Schiefergestein hat sie ein wenig unabhängiger werden lassen. Saudi-Arabien reagierte mit einem Rabatt auf sein Öl speziell für amerikanische Abnehmer. Russland hat unterdessen mit dem extrem niedrigen Ölpreis zu kämpfen. Nach aktuellem Stand sind nun 100 Milliarden Dollar an Verlusten pro Jahr möglich. Kein Wunder, denn die Wirtschaft setzt zu etwa 40 Prozent auf die Einkünfte durch den Öl-Export.
„Die Zeiten, in denen das Kartell den globalen Rohölnotierungen durch Absprachen bei den Fördermengen die Richtung vorgeben konnte, sind anscheinend vorbei“, erklärte die NordLB. Nun stehen die Marktanteile im Fokus und da will jeder sein Stück entsprechend groß vom Kuchen abhaben. Saudi-Arabien geht dabei besonders aggressiv vor, um sich so viel wie möglich zu sichern.
Die restlichen Opec-Mitglieder wissen nun nicht so recht, in welche Richtung die Reise gehen soll. Auf jeden Fall wird es dieses Mal zu keiner Drosselung des Angebots kommen, die Produktion soll beibehalten werden. Dieser Entscheid zeigte auch unmittelbar seine Wirkung, der Ölpreis der Sorte Brent viel um weitere sechs Prozent auf knapp 73 Dollar. Wer im Forex-Handel mit Öl tradet, der kann es sich jetzt so günstig wie lange nicht mehr kaufen. Ein Preisanstieg ist allerdings noch nicht in Sicht.
Der Ölpreis in diesem Jahr
Die Wirtschaft Europas und Chinas schwächelt zunehmend stärker. Ein Drittel weniger kostet das Barrel Rohöl nun schon seit Juni. Nach diesem Treffen der Opec-Staaten, soll es erst im Juni 2015 das nächste Meeting geben. Ein Sondertreffen scheint damit so gut wie ausgeschlossen. Abgesehen für Russland, scheinen die Ölpreise für viele Exportländer einfach noch profitabel genug zu sein. Olivier Jakob von Petromatrix meint: „Wir interpretieren dies so, dass Saudi-Arabien die Ansicht vertritt, dass die Ölpreise kurzfristig weiter sinken müssen. Mit anderen Worten sollte es im Interesse der Opec sein, für eine Zeit mit niedrigeren Preisen zu leben, um Entwicklungsprojekte in den USA abzubremsen.“
Trotz laufender Sanktionen gegen Russland, scheint sich das Blatt zumindest beim Handel mit Rohöl nun gegen die USA zu wenden. Das Fracking ist sowieso ein sehr umstrittenes Thema, da es die Natur massiv beeinflusst. Wenn die Konzerne außerhalb der USA mit billigem Öl Druck ausüben können, besteht die Möglichkeit, dass die Fracking-Firmen ihre Produktion drosseln müssen. Die neue Methode ist nämlich deutlich teurer als die bekannten Methoden zur Rohölgewinnung.
Russland und Iran werden USA und deren befreundetes Land Saudi-Arabien eine geheime Absprache vor, um die beiden Länder noch härter zu treffen, als sie durch die Sanktionen ohnehin schon leiden müssen. Venezuela ist mit dem aktuellen Opec-Entscheid alles andere als zufrieden, Saudi-Arabiens Ölminister Ali al-Naimi dagegen sehr: „Das war eine tolle Entscheidung.“