Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank ist gefallen, der Leitzins wurde weiter gesenkt. Zum ersten Mal gibt es Negativzinsen für Banken die bei der EZB ihr Geld lagern wollen. Damit soll bewirkt werden, dass die Banken ihr Geld in Form von Krediten an Unternehmen und Privatpersonen vergeben, anstatt es zu horten.
„Wir sind nicht mehr im Notfallmodus“
Die erklärte EZB-Direktionsmitglied Benoit Coeuré. Die Krise ist noch nicht überwunden, aber die Erholung stellt sich langsam ein. Jetzt geht es nicht mehr um eine Rettungsmission, sondern die Belebung der Wirtschaft. Doch der Leitzins bleibt das Maß aller Dinge und könnte auch noch weiter gesenkt werden. Dies haben zumindest EZV-Vize Vitor Constancio und Jozef Makuch (Mitglied des EZB-Rats) festgestellt. Ein Hauptrefinanzierungszinssatz bei „technisch“ Null wäre denkbar, die aktuelle Situation der niedrigen Zinsen wird auf jeden Fall noch längere Zeit Bestand haben.
Ein Anleihekaufprogramm zur weiteren Lockerung
Dieser Plan steht bereits im Raum, wurde aber noch nicht konkret besprochen. Er sieht vor, Anleihen zu kaufen, um ein „Quantitative Easing“ durchzuführen. Doch zum aktuellen Zeitpunkt spricht niemand darüber, weil noch nicht das Volumen des Programms festgelegt wurde. Makuch bestätigt, wenn es dazu kommen sollte, dient es zur Stabilisierung der Preise. „Wenn man die Zinsen weiter senken will, auf einen technischen Nullwert wie in der Tschechischen Republik, dann gibt es diesen Spielraum für die EZB“, so Makuch. Tschechien macht es vor, dort gilt seit Ende 2012 ein Leitzins von 0,05 Prozent.
Nach der Senkung des EZB-Leitzins auf 0,15 Prozent, dachten nun alle es gehe nicht mehr schlechter. Doch der Spielraum sei vorhanden und währenddessen werden wohl alle Banken die Geld dort geparkt haben, dieses abziehen. 0,1 Prozent Strafzinsen sind seit letzter Woche für sie fällig, so wie es fast alle vermutet hatten. Neue Milliardenspritzen für die Banken sind auch schon vorgesehen, um die Kreditvergabe weiter anzuheizen, vor allem im südlichen Europa.
Einstimmiger Beschluss
So viele Unruhen es im Vorfeld und auch nach dem Entscheid gab, die EZB-Direktion stand geschlossen hinter der Kursänderung. Die Preise müssen stabil bleiben, so die Hauptaufgabe der Zentralbank. Eine Inflation knapp unter zwei Prozent sei das Ziel. Doch die Preise wachsen nicht bzw. nur kaum weiter, weit weg von der angestrebten Grenze. Kredite werden immer teurer, sodass Unternehmen weniger in ihre Expansionen investieren. Die Wirtschaft bleibt in der Folge liegen. Wenn die Zinsen jedoch billiger werden, steigt auch wieder das Interesse an großen Darlehen. Der deutsche Sparer guckt unterdessen in die Röhre, während andere Länder milliardenschwere Pakete geschnürt bekommen.