Für den Mai verkündete die Europäische Zentralbank (EZB) noch ein Wachstum der Inflation von 1,4 Prozent. Was den Juni angeht, so heißt es nun, dass der Wert für den Euroraum auf sein Jahrestief gesunken ist. Interessant wird nun sein, wie EZB-Chef Mario Draghi auf der kommenden Zinssitzung dazu argumentieren wird.
Verbraucherpreise steigen nur um 1,3 Prozent
Insgesamt befindet sich die Inflation wieder auf einem leicht absteigenden Ast. Ob das die Währungshüter des Euros in Erklärungsnot bringt? Schließlich spülen sie die Märkte seit Monaten mit Milliarden von Euro durch. Vom Ziel, einer Inflation von zwei Prozent, entfernt man sich nun immer weiter.
Am Donnerstag werden sich die höchsten Mitglieder der EZB zu einer neuen Zinssitzung treffen. Nach dem guten Ergebnis vom Mai, erklärte man noch, dass es vielleicht eine Mini-Zinswende geben könnte. Nachdem die Teuerung nun den Rückwärtsgang eingelegt hat, löst sich diese Hoffnung in Rauch auf. Alle warten gespannt darauf, was Draghi zur aktuellen Situation zu sagen hat.
Den schwarzen Peter kann er den Energiepreisen zuschieben. Denn diese haben nicht mehr so stark angezogen und rissen dadurch den Gesamtdurchschnitt mit sich. Im Mai mussten die Verbraucher noch 4,5 Prozent mehr für Energie ausgeben, im Juni waren es dann nur noch 1,9 Prozent gewesen. Positiv bleibt die Kerninflation, welche Energie- und Lebensmittelpreise nicht beachtet. Bei ihr gab es sogar ein Wachstum von 1,0 auf 1,2 Prozent zu verzeichnen. Bei der Kerninflation handelt es sich um ein Instrument zur Einschätzung von Preistrends. Die EZB macht aber an ihr nicht die zukünftige Geldpolitik fest.
Warten auf das Abschwellen der Anleihekäufe
Bevor ein erster positiver Zinsschritt seitens der EZB gewagt werden kann, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Dann würde sie ihr billionenschweres Anleihekaufprogramm langsam zurückfahren. Für die erste Zinsanhebung haben sich einige Experten auf frühestens Ende 2018 festgelegt. Klassische Sparanlagen ächzen unter den 0,0 Prozent als Leitzins. Aktien und der Devisenhandel blühen dagegen auf.
Am Donnerstag treffen sich die Entscheidungsträger zur nächsten Zinssitzung in Frankfurt. Dort wird bestenfalls beschlossen, dass die Anleihekäufe weder erhöht, noch verlängert werden. Aktuell kauft die EZB Staatsanleihen und Wertpapiere von monatlichen 60 Milliarden Euro auf. Das so in Umlauf gebrachte Geld soll für Investitionen genutzt werden, was wiederum die Konjunktur belebt. So zumindest die Hoffnung, denn die Inflation muss dies auch wiederspiegeln. Bis mindestens Ende 2017, werden diese Einkäufe fortgesetzt und entsprechend damit einem Volumen von 2,28 Billionen Euro.