Der stellvertretende Notenbankchef Großbritanniens musste eine schlechte Nachricht überbringen: Es wird vorerst keine Zinserhöhung geben. Diese eine Chance für das Pfund, verläuft im Sande. Forex-Händler antworten prompt und lassen die britische Währung abstürzen. Einmal mehr steckt das Pfund in der Krise. Die Ungewissheit beim Brexit macht es nicht besser.
1,1189 Euro je Pfund erreicht
Mit dem Bekanntwerden des EU-Austritts, begann die Talfahrt für das Pfund. Mit ihrem Stand von 1,1189 Euro je Pfund, erreichte sie ihren tiefsten Stand seit acht Monaten. Und es scheint schnell weiter bergab zu gehen, denn im Mai betrug der Kurs noch ganze acht Cent mehr. Seit dem Herbst sieht es alles andere als rosig aus. Abgesehen von dieser Phase, hatte sich die britische Währung das letzte Mal Mitte 2011 so schwach gegenüber dem Euro gezeigt.
Natürlich spricht die aktuell starke Gemeinschaftswährung auch dafür. Aber mit der Aussage von Ben Broadbent, dem stellvertretenden britischen Notenbankchef, es wird keine Zinserhöhung geben, donnert es gleich doppelt. Seine Warnung am Dienstagabend war eindeutig gewesen. Wenn der Brexit zu einem sinkenden Handelsvolumen mit der EU führen sollte, dann gäbe es für das Pfund kein Halten mehr. (im negativen Sinne)
Noch kein Zeitpunkt für eine Leitzinsanhebung
Gegenüber der schottischen „The Press and Journal“, habe er ganz klar erklärt, dass UK noch „nicht bereit“ für eine Leitzinsanhebung sei. Das widerspricht sich mit anderen Aussagen, die er kürzlich getroffen hatte. Auch der britische Notenbankchef Mark Carney erklärte Ende Juni in Sintra, dass man einer Zinserhöhung immer näher kommen würde. Andy Haldane, Chefvolkswirt der Notenbank, deutete in dieselbe Richtung. Auch deshalb, weil sich damit der Anstieg der Lebenshaltungskosten eindämmen ließen. Umso größer ist nun die Enttäuschung, dass die Bank of England vorerst keinen Kurswechsel einleitet.
Seit dem August 2016, verweilt der Leitzins auf nur noch 0,25 Prozent. Davor waren es immerhin noch 0,5 Prozent gewesen und kurz vor der Finanzkrise, belohnte man Sparer mit fünf Prozent. Doch schrittweise manövrieren sich die Briten ins Aus, so scheint es. Am 23. Juni 2016 stimmten sie mehrheitlich für den EU-Austritt, der fortan als „Brexit“ bezeichnet wird. Das Pfund zog mit und zwar in den Keller. Vom Referendum bis heute, hat die britische Währung 15 Prozent an Wert zum Euro verloren. Auch im Handel mit dem Dollar, haben die Devisen einen ähnlichen Kurs aufgenommen.
Hinzu kommt das Defizit in der Leistungsbilanz. Das britische Königreich muss mehr Waren importieren und verkauft weniger an andere Länder. Dem schwachen Pfund sind teurere Waren zu verdanken, was die Zahl der potentiellen Abnehmer verringert. Einkaufen und Geld ausgeben, liegt bei den Briten derzeit auch nicht gerade im Trend. Das Einkommen steigert sich im Schnitt nur um 1,8 Prozent, während die Inflationsrate bei drei Prozent liegt.