Am Dienstag hatte sich EZB-Chef Mario Draghi im portugieischen Sintra zu Wort gemeldet. Dabei kündigte er vorsichtig eine mögliche Zinswende an. Angesichts der guten Wirtschaftsdaten aus Europa und der langsam steigenden Inflation, kann Draghi den Leitzins nicht mehr ewig auf null halten. Doch noch ist es zu früh für Freudensprünge. Der Eurokurs schoss trotzdem nach oben, während viele Aktien an Beliebtheit verloren.
Draghi´s konkrete Worte:
„Wenn die Erholung anhält, dann wird eine unveränderte Geldpolitik akkommodierender, und die Zentralbank kann die Erholung begleiten, indem sie die Parameter ihrer Politikinstrumente anpasst – nicht, um die geldpolitische Ausrichtung zu straffen, sondern um sie weitgehend unverändert zu halten“, erklärte Draghi. So hat es in seinem Redetext gestanden, bevor er auf das Rednerpult trat.
Abseits der vielen Fachbegriffe, will er damit sagen, dass die Stagnation der europäischen Konjunktur ein Ende zu haben scheint. Zwar werde man den Geldhahn nicht abrupt schließen, aber zumindest stellt er keine größere Geldschwemme in Aussicht. Die Signale des Aufschwungs sind unverkennbar, was sich auch Draghi eingestehen muss.
Sein Besuch in Portugal, war von der grundsätzlichen Bereitschaft geprägt, die Geldpolitik der EZB anzupassen, wenn die essentiellen Faktoren stimmen sollten. Außerdem zeigte er sich zuversichtlich, dass jene Faktoren, welche die Inflation derzeit drücken, nur temporärer Natur seien. (bspw. der immer noch sehr niedrige Ölpreis)
Die Reaktion der Märkte
Kaum hatte Draghi seine Rede beendet, gab es an den Börsen kein Halten mehr. Der Dax fiel zeitweise unter die Grenze von 12.700 Punkten. Auch bei MDax und TecDax verzeichneten die Börsianer ein Abrutschen. Im Gegensatz dazu, gewann der Euro als Währung an Beliebtheit. Erst sprang er über die 1,12 Dollar und heute steht er schon bei 1,14 Dollar. Eine typische Reaktion, wenn auch noch sehr verfrüht. Doch sollten klassische Geldanlagen mittelfristig wieder attraktiv werden, ziehen viele Anleger ihr Geld von der Börse wieder ab.
Hinsichtlich der Inflation, hält Draghi aber noch immer eine kräftige Unterstützung für notwendig. „Gleichwohl ist ein beträchtlicher Akkommodationsgrad der Geldpolitik weiter erforderlich, damit die Inflation dauerhaft und selbsttragend an Dynamik gewinnt. Um sicher zu gehen, dass die Inflation zu unserem Ziel zurückkehrt, muss die Geldpolitik ausdauernd sein“, so seine Worte.
Dennoch fühlt sich dieser leichte Gegenwind zur bisherigen Geldpolitik sehr gut an. Allerdings kennt man dieses vorsichtige Herantasten schon aus den USA. Dort hat die Fed-Chefin Janet Yellen ebenfalls lange gezögert. Nachdem der Ausstieg dort aus der Nullzinspolitik beschlossen wurde, ging es nur in Mini-Schritten nach oben. Ähnliches ist auch von der EZB zu erwarten, wenn der entscheidende Moment dann einmal gekommen sein sollte.